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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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Auch das Publikum konnte es nicht, das in grosser Zahl<br />

aufmarschierte um <strong>Ingrid</strong> <strong>als</strong> Jeanne zu sehen und vom Film<br />

auch nicht enttäuscht war. Es wäre ihr leicht gefallen, die üblichen<br />

frommen Blicke zu werfen, die Schauspieler oft <strong>als</strong> Ersatz<br />

für innere Überzeugung einsetzen; statt dessen hatte ihre Darstellung<br />

die Qualität von äusserster Transparenz – das Licht<br />

schien eher durch sie hindurch zu scheinen, <strong>als</strong> sie zu beleuchten,<br />

und das war der tiefen Menschlichkeit zu verdanken, die<br />

sie der Jungfrau gab. Sie hat keine Gips-Heilige porträtiert,<br />

sondern eine echt menschliche, verwirrte Frau, die weiss, dass<br />

Gott manchmal Gerades in krummen Zeilen schreibt. Und es<br />

ist unwahrscheinlich, dass wer den Film gesehen hat je die<br />

letzte Szene auf dem Scheiterhaufen vergessen wird.<br />

<strong>Ingrid</strong> machte sich Sorgen um die gesamte Produktion,<br />

und das – zusammen mit ihrer seelischen Belas<strong>tu</strong>ng von zuhause<br />

– führte dazu, dass sie nach Arbeitsschluss mehr und<br />

mehr Zeit im S<strong>tu</strong>dio verbrachte. "Ich muss meine Hände überall<br />

drin haben", sagte sie einmal in jener Saison, "ich kann<br />

nicht anders." Nach Laurence Stallings (der mit Maxwell Anderson<br />

Co-Autor an "What Price Glory?" war und die Schlachtszenen<br />

von "Joan" schrieb), "ging sie mit äusserster Demut an<br />

das Werk heran, mit dem innigsten Wunsch, alles recht zu machen."<br />

Am Ende des Tages diskutierte sie die Szenen noch weiter,<br />

während sie sich einen Bourbon und Fleming und dessen<br />

Kollegen generöse Drinks eingoss.<br />

Beim Versuch, aus einer Schlacht und einem Prozess<br />

ein packendes Drama zu gestalten, arbeiteten alle Überzeit.<br />

Nach den Dreharbeiten am 31. Okt<strong>ob</strong>er beispielsweise gingen<br />

<strong>Ingrid</strong> und Fleming um ungefähr neun Uhr abends weg. Aber<br />

diesmal fuhr sie nicht nachhause. Stattdessen hastete sie zum<br />

Makeup-Department, wo sie sich eigenhändig ein warzenbesetztes,<br />

grünlichkrankes Gesicht verpasste, eine schreckliche<br />

schwarze Perücke aufsetzte und ein hastig zusammengestelltes<br />

Kostüm anzog. Eine halbe S<strong>tu</strong>nde danach brauste "die Hexe" in<br />

Flemings Heim in Beverly Hills, umkreiste ihn auf ihrem Besen<br />

mit schrillem, gackerndem Gelächter nachdem sie Flemings<br />

staunenden Töchtern Säcke voll Süssigkeiten in den Schoss<br />

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