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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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Jahre danach musste <strong>Ingrid</strong> zugeben, dass Hitchcocks<br />

qualvolle Methode manchmal auch brillant funktionierte. "Die<br />

eine grossartige Szene in diesem Film ist mein Geständnis im<br />

Dining-Room, wo mir die Kamera folgte – <strong>als</strong> ich mich vom<br />

S<strong>tu</strong>hl erh<strong>ob</strong>, durch den Raum ging, mich über den Tisch beugte,<br />

mich wieder hinsetzte." Aber während der Pr<strong>ob</strong>e war <strong>Ingrid</strong><br />

nicht so gelassen.<br />

"Sie geriet in eine schreckliche Verfassung an jenem<br />

Tag", erinnerte sich Hitchcock, "sie schimpfte nur noch mit<br />

mir." Zunächst versuchte er es mit einer alten Methode, die in<br />

der Regel bald beruhigte und einem verärgerten Schauspieler<br />

ein Lächeln abnötigte: "<strong>Ingrid</strong>, es ist nur ein Film", sagte er ihr<br />

ruhig – im Wissen darum, dass sie sich beide darin einig waren,<br />

dass es sich im grossen Spektrum von Leben und Tod<br />

wirklich "nur" um einen Film handelte, w<strong>ob</strong>ei sie allerdings<br />

auch wussten, dass es ein Film war, der ihnen beiden in mehrfacher<br />

Hinsicht sehr viel bedeutete. Aber diesmal liess sich<br />

<strong>Ingrid</strong> mit dieser scherzhaften Ironie nicht beschwichtigen,<br />

sondern fuhr fort ihm klarzumachen, dass das, was er von ihr<br />

wollte, unmöglich sei. "Und dann", sagte Hitchcock, tat ich<br />

das, was ich immer mache, wenn es Streit gibt. Ich drehte<br />

mich um und ging nachhause. Tags darauf sagte <strong>Ingrid</strong>:<br />

"Okay, Hitch - wir machen es nach deiner Art." Ich entgegnete:<br />

"Es ist nicht meine Art, <strong>Ingrid</strong> – es ist die richtige Art."<br />

In diesem Fall war es wirklich so. Am Tag nach der<br />

Pr<strong>ob</strong>e legte <strong>Ingrid</strong> ihren neunminütigen Geständnismonolog<br />

hin wie eine Strauss-Arie. Sie begann ruhig, lächelnd bei der<br />

Schilderung von Henriettas glücklichen Jugenderinnerungen.<br />

Dann wurde sie resolut bei der Erinnerung an ihre Hochzeit<br />

mit dem Stallburschen Sam Flusky gegen den Willen ihrer<br />

aristokratischen Familie. Von da an das Crescendo zum Höhepunkt<br />

bei der dramatischen Schilderung, wie sie ihren Bruder<br />

erschoss. Dann sackte sie ab zur tränenreichen und dankbaren<br />

Loyalitätserklärung an ihren Ehemann für dessen Leiden und<br />

Treue während all den Jahren. Trotzdem der Film selbst von<br />

Hitchcock-Fans nicht besonders hoch einges<strong>tu</strong>ft wurde, wurde<br />

<strong>Ingrid</strong>s Szene nach Jahren zum S<strong>tu</strong>dien<strong>ob</strong>jekt für S<strong>tu</strong>denten<br />

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