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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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. .. Sie ist eine hinreissend attraktive Jungfrau mit Stolz, Grazie<br />

und einem einmalig leuchtenden Lächeln . . . Ihre Erscheinung<br />

ist ein theatralisches Ereignis von grösster Bedeu<strong>tu</strong>ng . "<br />

- und so delirierte Atkinson in zwei überlangen Beiträgen in<br />

der Times, indem er ihr einen festen Platz in der Liga von Katharine<br />

Cornell und Helen Hayes einräumte. Sogar 'The New<br />

Yorker' überbot sich: "Sie gestaltete ein Spiel, das in der heutigen<br />

Theaterwelt seinesgleichen sucht."<br />

Bei der Beurteilung ihrer Leis<strong>tu</strong>ngen in dieser Saison<br />

dürfen wir nicht vergessen, dass sie ein enormes Risiko einging<br />

– vor allem weil das gebildete New Yorker-Publikum, sosehr<br />

es ihr <strong>als</strong> Filmstar gewogen sein mochte, notorisch nörglerisch<br />

war bezüglich der "Echtheit" des wirklichen (sprich:<br />

Theater-) Schauspiels. An die kleinen Szenenstückchen mit<br />

den wenigen Textzeilen gewohnt, die sie vor der Kamera spielte,<br />

musste sie nun die komplette Rolle einschliesslich aller<br />

Längen und komplexen Texte auswendig beherrschen – dazu<br />

noch in einer Sprache, die nicht die ihre war. Achtmal wöchentlich<br />

(und ohne die Wohltat des Körpermikrophons, das<br />

erst Jahrzehnte später in Gebrauch kam) musste <strong>Ingrid</strong><br />

Andersons poetische Prosa rezitieren und die richtigen Farben<br />

in ihrer Stimme finden.<br />

Aber das war mehr <strong>als</strong> nur ein J<strong>ob</strong> für sie: es war die<br />

Erfüllung einer langersehnten Hoffnung. "Ich wollte schon immer<br />

Jeanne spielen", verkündete sie jeden Abend mit der<br />

Stimme von Mary Grey – ein Text, der von Anderson erst in<br />

seinen letzten Revisionen eingefügt wurde, <strong>als</strong> ihm klar war,<br />

dass Mary und <strong>Ingrid</strong> wirklich ein und dieselbe Person seien.<br />

"Ich habe sie s<strong>tu</strong>diert und mein Leben lang über sie gelesen.<br />

Sie hat für mich eine Bedeu<strong>tu</strong>ng. Sie bedeutet, dass alles Wesentliche<br />

im Leben durch den Glauben zustandekommt – dass<br />

alle die massgeblichen Köpfe dieser Welt Träumer sind, die<br />

ihre Visionen haben. Die Realisten und Leute mit gesundem<br />

Menschenverstand sind machtlos." Während sie in klingenden<br />

Kadenzen ihren Schlussmonolog sprach, verhielt sich das Publikum<br />

im Alvin ausnahmslos still wie in der Kirche:<br />

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