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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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unterband derweil den üblichen Zustrom von deutschen Touristen.<br />

In den nahegelegenen Parks um die Königliche Oper und<br />

das Königliche Schauspielhaus wurden die jungen Damen von<br />

ihren Kavalieren zu einem Glas Sommerwein oder einer Tasse<br />

Schokolade ausgeführt und Nachbarn trafen sich zu einem<br />

Schwatz. Elegante Kaffeeorchester und einfache Strassenmusikanten<br />

spielten Walzer und volkstümliche Landmusik. Dem<br />

ganzen dreigeteilten Strandvägen entlang – einem Boulevard<br />

mit exquisiten Läden und stattlichen Apartmenthäusern – war<br />

formell-höfliche Unterhal<strong>tu</strong>ng, das Rauschen von Seidenr<strong>ob</strong>en<br />

und das Klacken von feinen Lederschuhen zu hören. Spaziergänger<br />

schlenderten tagsüber durch die Galerien und schicken<br />

Läden und bevölkerten abends die trendigen Tea-Rooms und<br />

Grill-Restaurants. Es war eben die Hochsommer-Ferienzeit und<br />

ganz Stockholm mit seinen 400'000 Einwohnern – in einem<br />

Land von 5,5 Mio. – schien es zu geniessen.<br />

Mit seiner festlichen Hochstimmung machte das Land<br />

diesen Sommer in Europa eine Ausnahme, denn die Schweden<br />

haben während des Kriegs zwar ihre politische, nicht aber ihre<br />

wirtschaftliche Neutralität bewahrt. Deutschland lieferte Kohle<br />

für schwedischen Stahl, Papier und Kugellager, ein Vorgang,<br />

der die Alliierten derart verärgerte, dass ihre gelegentlichen<br />

Blockaden zu Nahrungsmittel-Engpässen führten, die Schwedens<br />

Arme in Not brachten. Namentlich auch dieses Pr<strong>ob</strong>lem –<br />

unter andern – führte später zur Bildung einer sozialistischen<br />

Regierung.<br />

Ungeachtet des politischen Lärms, den gewisse den<br />

kriegführenden Ländern zugewandte Politiker vollführten, wurde<br />

der unprätentiöse, disziplinierte Alltag der Bevölkerung<br />

durch König Gustav V., den machtlosen, vom Volk aber verehrten<br />

und geliebten Monarchen und Prinzessin <strong>Ingrid</strong>s Vater bestimmt.<br />

Er und seine Familie liebten Oper und Theater, deren<br />

seit 1788 zur laufenden Praxis gehörende Vorführungen sie<br />

regelmässig besuchten. Schweden unterhielt die ehrwürdige<br />

Tradition der staatlich geförderten Kul<strong>tu</strong>r, die Wandertheater,<br />

Konzerte und Ausstellungen in Dörfern wie auch in Stockholm<br />

und Göteborg förderte. Weil die Pressefreiheit seit 1766 garan-<br />

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