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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Die hohen Kosten für Erneuerbare kommen auch dadurch zustande,<br />

dass in Deutschland die natürlichen Bedingungen für die Erzeugung<br />

grünen Stroms eher mäßig sind. Solarzellen in der Sahara oder<br />

Windräder in Patagonien würden deutlich mehr Energie produzieren.<br />

»Deutschland ist für Windenergie oder Solarkraftwerke nicht der ideale<br />

Standort. Gleichwohl liegt das Land bei den installierten Kapazitäten<br />

mit an der Spitze« (Heymann 2008, 10). In keinem Land der Welt werden<br />

mehr Solarzellen installiert. 94<br />

Ökonomisch ist die Förderung der erneuerbaren Energien über das EEG<br />

also relativ teuer, da CO2 (zumindest bislang) billiger eingespart werden<br />

kann. Ökologisch ist die Kombination aus EEG und Emissionshandel<br />

fragwürdig, da keine Emissionsminderung erzwungen wird. Dennoch<br />

hat die Bundesregierung den Ausbau einer nationalen Erneuerbar-Energien-Industrie<br />

Milliarden kosten lassen. Warum?<br />

— Grund ist erstens der erwartete Export-Boom für deutsche Klimaschutztechnologie.<br />

Denn nur die jahrlange erfolgreiche Entwicklung<br />

auf dem Heimatmarkt hat die deutsche Erneuerbare-Energien-Industrie<br />

zu einem globalen Technologieführer gemacht. Mit<br />

seinen heimischen Projekten ist Deutschland zum Schaufenster für Interessenten<br />

in aller Welt geworden. 95 So können zum Beispiel Solarunternehmen<br />

»durch das EEG bei ihren Expansionsplänen auf einen starken<br />

Heimatmarkt bauen – ein unverzichtbarer Standortfaktor für die<br />

aufstrebende Zukunftstechnologie«, so Thüringens Ministerpräsident<br />

94 Ermöglicht wird der rasante Zubau in Deutschland durch die mengenmäßig unbegrenzte<br />

und gleichzeitig hohe Förderung von neuen Solaranlagen nach dem EEG. Gemäß<br />

einer Studie der Photon Consulting werden die Produktionskosten für Solarmodule<br />

im Jahr 2010 bei 1,08 Euro je Watt Leistung liegen. Das neue EEG ermöglicht hingegen<br />

im Jahr 2010 Verkaufspreise von 1,78 bis 1,88 Euro je Watt. Somit ist Deutschland<br />

auch in den nächsten Jahren ein extrem profitabler Absatzmarkt für die internationale<br />

Photovoltaikindustrie. In anderen Ländern lassen sich dank besserer klimatischer<br />

Bedingungen und teilweise noch höherer Einspeisetarife zwar höhere Gewinne<br />

mit Solarstrom erzielen, doch so verlässlich wie in Deutschland sind die Bedingungen<br />

nirgendwo sonst.<br />

95 Eine ähnliche Entwicklung hat es bei der deutschen Atomindustrie gegeben. Ihr starkes<br />

Heimatgeschäft hat sie zu einem der global führenden Anbietern von Nukleartechnologie<br />

gemacht. Auch nach dem Ausstieg Deutschlands aus der Atomkraft – so er<br />

denn stattfindet – werden deutsche Unternehmen weiter Atomkraftwerke in aller Welt<br />

bauen. So ist RWE derzeit zur Hälfte am Bau eines 2000-MW-Kernkraftwerk für vier<br />

Milliarden Euro in Bulgarien beteiligt. Eon baut Reaktoren in Großbritannien. Siemens<br />

hat sich mit der russischen <strong>Rosa</strong>tom zusammengetan. Bis zum Jahr 2030 rechnet man<br />

bei Siemens mit dem Neubau von rund 400 Kernkraftwerken, das wären fast ebenso<br />

viele Meiler, wie derzeit in Betrieb sind (FTD 4. 3. 2009).<br />

100<br />

EEG: AUFBAU NATIONALER<br />

CHAMPIONS

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