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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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sprüchen, die als Gerechtigkeitserwägungen vorgetragen werden. 101 So<br />

fordern die Entwicklungs- und Schwellenländer, dass die Industriestaaten<br />

größere Anteile an den Kosten des Klimaschutzes übernehmen<br />

müssen, da sie für den Klimawandel verantwortlich sind. Nicht nur sind<br />

Nordamerika und Europa die größten CO2-Emittenten. Auch haben sie<br />

seit 1850 etwa 70 % aller CO2-Emissionen durch Energieproduktion erzeugt,<br />

während die Entwicklungsländer weniger als ein Viertel dazu beigetragen<br />

haben. Zudem liegen die Emissionen pro Kopf in den Entwicklungsländern<br />

deutlich niedriger. Während ein Chinese im Durchschnitt<br />

rund 3,6 Tonnen Kohlendioxid im Jahr emittiert, liegt der durchschnittliche<br />

Deutsche bei 11, ein Amerikaner bei 19,7 und ein Kenianer bei 0,3<br />

Tonnen.<br />

Die Industrieländer ihrerseits verweisen auf die Tatsache, dass Staaten wie<br />

China oder Indien inzwischen für den Löwenanteil des Zuwachses an CO2<br />

in der Atmosphäre verantwortlich sind. Schon heute stammen 53 % der<br />

Treibhausgas-Emissionen aus den Entwicklungs- und Schwellenländern,<br />

besonders aus China und Indien. 2006 hat China zum ersten Mal<br />

die USA als größter CO2-Sünder überholt, auf Platz vier liegt Indien.<br />

Und schließlich seien die Entwicklungsländer die größten Profiteure des<br />

Klimaschutzes, da der Klimawandel bei ihnen zu den größten Schäden<br />

führt. 102 Letzteres führen die Entwicklungsländer wiederum als Argument<br />

für ein stärkeres Engagement der Industrieländer ins Feld.<br />

Derartige Diskussionen um die Frage, wie hoch der gerechte Anteil jedes<br />

Landes an den Kosten des Klimaschutzes sein soll, beherrschen zwar<br />

das diplomatische Geschehen. Doch sind sie ihrerseits nur die Titel, unter<br />

denen die Regierungen ihre Interessensgegensätze austragen und<br />

ihre Kräfte messen.<br />

Jede Nation hat die Atmosphäre als ihre nationale Wachstumsbedingung<br />

verplant und macht die anderen für die Schäden haftbar. 103<br />

101 Einen Überblick bietet Taylor (2009, 264).<br />

102 Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben schon derzeit<br />

etwa 150 000 Menschen in Entwicklungsländern aufgrund des Klimawandels. Die<br />

Gründe sind Missernten, Durchfallerkrankungen, Malaria und Überflutungen.<br />

103 Dass es sich bei der CO2-Reduktion um reine Machtfragen handelt, zeigt schon das<br />

eigentlich absurde Prinzip des »grandfathering«, bei dem die Zuteilung von Emissionsrechten<br />

jedes Staates sich am vergangenen Emissionsvolumen bemisst. Das bedeutet:<br />

Genau die Wirtschaftsmächte, die schon bislang die Atmosphäre am stärks-<br />

110<br />

KLIMASCHUTZ<br />

ALS MACHTKAMPF

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