Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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systemischen Eigenschaften des <strong>Kapitalismus</strong> – Profit, Privateigentum,<br />
Wachstum – erschienen darin nicht mehr als strukturelle Gefahr für das<br />
Überleben von Menschen in komplexen Ökosystemen. Stattdessen ging<br />
es darum, quasi-korporatistische Kompromisse zwischen den Ansprüchen<br />
von Unternehmen und denjenigen Akteuren zu finden, die sich<br />
für ökologische Belange engagierten. Das Ergebnis sollten Leitplanken<br />
und Standards sein, die elegant den Weg nicht in eine andere, aber doch<br />
in eine bessere Zukunft lenken sollten. Das Ende der Geschichte war gekommen,<br />
begrenzte Verbesserungen blieben jedoch gestattet.<br />
Angesichts der ökonomischen, sozialen und ökologischen Fakten, die<br />
eine sich globalisierende Weltwirtschaft im Laufe der 1990er Jahre<br />
schuf, inklusive der dazugehörigen ideologischen Dominanz des Neoliberalismus,<br />
entpuppte die »Nachhaltigkeit« sich mehr und mehr als<br />
ein trügerisches Konzept, nachdem es zunächst durchaus progressive<br />
Hoffnungen in einigen Segmenten der Mittelschichten des Nordens geweckt<br />
hatte. Ökologische Grundsatzfragen waren zu »Umweltpolitik«<br />
geworden, die als Teilbereichspolitik zivilgesellschaftlicher Akteure ihren<br />
Platz in kleinen Ministerien hatte, ohne eine grundsätzlich andere<br />
Gesellschaft suggerieren zu wollen und zu können. Dementsprechend<br />
wurden die Regeln der jeweils aktuellen politischen Ökonomie zur Basis<br />
des Öko-Geschäfts: Liberalisierung, Privatisierung, Marktanreize.<br />
Im Zuge dieser Entwicklung verwandelten sich auch große Teile grüner<br />
Parteiapparate in Cheerleader kapitalistischer Märkte. Ralf Fücks,<br />
an der Spitze der Heinrich Böll <strong>Stiftung</strong>, bestätigt daher auch eloquent<br />
unsere Hypothese über die Rolle der Biokrise für die Rettung des <strong>Kapitalismus</strong><br />
in einem programmatischen Manifest: »Der <strong>Kapitalismus</strong> ist<br />
ein hochgradig lernfähiges, evolutionäres System, das bisher noch jede<br />
Krise und jede Opposition in einen Innovationsschub verwandelt hat«<br />
– und führt als Beleg für diese These eben die »Zivilisierung« des <strong>Kapitalismus</strong><br />
durch die Sozialdemokratie, die wiederum durch Erhöhung<br />
der Massenkaufkraft zur »modernen Konsumgesellschaft« führte. Mit<br />
für globalisierungskritisch bewegte ZeitgenossInnen unangenehme Bilder<br />
wachrufendem Pathos wird weiter argumentiert, dass die ökologische<br />
Modernisierung des <strong>Kapitalismus</strong> bereits begonnen hat: »Wenn<br />
es stimmt, dass im Wettlauf mit der Klimakatastrophe nur eine kurze<br />
historische Frist bleibt, gibt es dazu auch keine ernsthafte Alternative«<br />
(Fücks/Steenbok, 2007, 63 f). Schon wieder: There is no alternative<br />
(TINA) – eine ergrünte Margaret Thatcher lässt grüßen?<br />
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HOFFNUNGEN<br />
DER »GRÜNEN«