13.05.2013 Aufrufe

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wenn dem gleichwohl eine Nachbemerkung als Diskussionsbeitrag hinzugefügt<br />

wird, so hat dies einen einzigen Grund. Das ist die Frage nach<br />

der Stellung linker Kritik an einem grünen <strong>Kapitalismus</strong> in einer alternativen<br />

Transformationsstrategie.<br />

Die mehrdimensionale Zivilisationskrise der Gegenwart, die mit einer<br />

Abschwächung der jüngsten akuten Finanzkrise und einer Erholung<br />

nach der Weltwirtschaftskrise keineswegs überwunden sein wird, fordert<br />

tiefe gesellschaftliche Umbrüche heraus. Karl Polanyi hatte in seinem<br />

bekannten Werk »The Great Transformation« als die erste große<br />

Transformation der jüngeren Geschichte den Übergang vom Feudalismus<br />

zum <strong>Kapitalismus</strong>, die Verwandlung von Boden, Arbeitskraft und<br />

Geld in Waren und der Gesellschaft in eine kapitalistische Warengesellschaft<br />

analysiert (Polanyi 1978). Karl Marx hat im »Kapital« die Unterwerfung<br />

dieser Gesellschaft unter die Dominanz der Kapitalverwertung<br />

und des Profits umfassend dargestellt. Im Ergebnis dieser Transformation<br />

ist die Wirtschaft nicht mehr eingebettet in die Gesellschaft, sondern<br />

diese ist den Imperativen der kapitalistischen Wirtschaft untergeordnet.<br />

Die Natur wurde der Kapitalverwertung einverleibt, als sei sie<br />

unbegrenzt und ohne Strafe als Ausbeutungsobjekt verfügbar.<br />

In gewisser Hinsicht ist der grüne <strong>Kapitalismus</strong> eine Fortsetzung dieses<br />

kapitalistischen Kommodifizierungsprozesses. Durch die Verwandlung<br />

bisher noch nicht in-Wert-gesetzter Sphären der Natur sollen diese auf<br />

Märkten handelbar werden. Der Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten<br />

z. B. gilt verbreitet als ein Hauptinstrument der Umwelt- und Klimapolitik<br />

(zur Kritik siehe: Altvater/Brunnengräber 2008).<br />

Nun aber rumort in der gegenwärtigen mehrdimensionalen Zivilisationskrise,<br />

dass eine zweite Große Transformation als Negation der ersten<br />

heranreift. Es ist Zeit für die Linke zu erklären: Eure Transformation<br />

ist vorbei! Die zweite Große Transformation wird kapitalismuskritisch<br />

und antikapitalistisch sein. Sie wird den <strong>Kapitalismus</strong>, d. h. die Profitdominanz<br />

in der Gesellschaft, zu überwinden haben. Im Unterschied zu<br />

früher in der Linken dominierenden Reform- und Revolutionsvorstellungen,<br />

in denen die Umwälzung der gesellschaftlichen Naturverhältnisse<br />

kaum Raum hatte, ist die Gesellschaftstransformation des 21. Jahrhunderts<br />

nur als politischer Umbruchprozess vorstellbar, der die Wirt-<br />

220

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!