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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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derum äußert sich auf vielfältige Art und Weise, von anscheinend rein<br />

»ökonomischen« Phänomenen (steigende Preise natürlicher Ressourcen<br />

aufgrund von Verknappung derselben) über diffuse politische Effekte<br />

(die vor allem seit 2007 auch im globalen Norden deutlich angestiegene<br />

Alltagswahrnehmung des Klimawandels als Problem) bis hin zu explosiven<br />

»Biokämpfen«, also sozialen Kämpfen, die als Resultat der kapitalistischen<br />

Aneignung von Natur und daher der Untergrabung menschlicher<br />

Lebensgrundlagen entstehen.<br />

All dies könnte nun eine ähnliche Rolle wie der Klassenantagonismus<br />

in den frühen 1930er Jahren spielen: Die Biokrise könnte es Kapitalfraktionen<br />

und Regierungen erlauben, die oben beschriebenen Legitimations-<br />

und Akkumulations-, und Energiekrisen zumindest zeitweise herrschaftsförmig<br />

zu bearbeiten, also ohne dass diese die Stabilität der kapitalistischen<br />

Produktionsweise nachhaltig gefährden. Der Antagonismus<br />

zwischen den Bedürfnissen der erweiterten Kapitalakkumulation (ressourcenfressendes<br />

Wachstum) einerseits und den Bedürfnissen unseres<br />

kollektiven Überlebens in relativ stabilen öko-sozialen Systemen andererseits<br />

soll nicht gelöst, sondern zur Triebfeder eines neuen »grünen <strong>Kapitalismus</strong>«<br />

gemacht werden, und gleichzeitig die weitere Ausdehnung<br />

staatlicher Regulation und Herrschaft in unsere Alltagsleben antreiben.<br />

In der politischen Energie, die von der Biokrise produziert wird, liegt das<br />

Potenzial, durch die sogenannte ökologische Modernisierung wirtschaftlicher<br />

und politischer Strukturen bedeutende neue Akkumulationsräume<br />

und politische Legitimationsreserven zu erschließen.<br />

Im nun folgenden Abschnitt soll es um die herrschaftsförmige Strategie<br />

zur Lösung insbesondere des Klimaproblems gehen – »herrschaftsförmig«,<br />

weil sowohl die Problemdefinition wie auch die Problembearbeitung<br />

eine sehr spezifische ist und nicht im schlichten Motto »Wir retten<br />

die Welt« aufgeht. Dargestellt wird der angestrebte ökonomische Aufbruch<br />

(insbesondere des »Klimavorreiters« Deutschland) – also das imperiale<br />

Projekt, das sich verbirgt hinter der allgegenwärtigen Parole »Es<br />

gibt keinen Gegensatz von Ökologie und Ökonomie« und hinter dem<br />

ebenso allgegenwärtigen Politiker-Versprechen »grüne Jobs«. 21<br />

21 Es handelt sich bei diesem ökonomischen Aufbruch um ein Projekt insbesondere der<br />

deutschen Politik. Klimaschutz soll zum lukrativen Geschäftsartikel deutscher Unternehmen<br />

werden. Es werden daher im Folgenden die Chancen dargestellt, die hiesige<br />

Politiker im Klimaschutz sehen. Ob sich diese Chancen am Ende auch in ökonomischem<br />

Erfolg materialisieren, ist offen.<br />

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