Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Als in den 1960er Jahren in den USA die Ökologiebewegung entstand,<br />
war diese eine Bewegung der (weißen) Mittelklasse für die (weiße) Mittelklasse,<br />
die sich gegen schmutzige Industrien in ihren Vierteln richtete:<br />
not in my backyard (»nicht in meinem Hinterhof«). Das Resultat war<br />
oft, dass diese Industrien dann in arme (schwarze, Latino- oder indigene)<br />
communities of color ausgelagert wurden (vgl. Rhodes 2003). Dagegen<br />
entstanden soziale Bewegungen, welche sich die »ökologische Gerechtigkeit«<br />
auf die Fahnen schrieben: Ökologische Fragen sind in dieser<br />
Perspektive immer mit Fragen gesellschaftlicher Macht verquickt, und<br />
jeder Versuch, einen Fragekomplex ohne den anderen zu lösen, würde<br />
die jeweilige Problematik nur verschlimmern. Anders ausgedrückt:<br />
Ökologische Kritik muss immer gleichzeitig Systemkritik sein; ökologische<br />
Kämpfe sind immer soziale Kämpfe. Wer von (globaler) Gerechtigkeit<br />
reden will, darf von der Ökologie nicht schweigen.<br />
Während der 1990er Jahre, als eine wachsende Zahl von internationalen<br />
Organisationen und NGOs begannen, sich für den Klimawandel zu interessieren,<br />
waren es indigene Gruppen (in den USA), die das Konzept<br />
der ökologischen Gerechtigkeit zuerst auf Fragen des Klimas anwendeten.<br />
167 So entwickelten sie das Konzept der Klimagerechtigkeit, das<br />
im Laufe der Jahre immer weitere Kreise zog und nun nicht nur in der<br />
»zivilgesellschaftlichen« Mobilisierung nach Kopenhagen eine Art umkämpftes<br />
diskursives Zentrum bildet, sondern auch von Akteuren genutzt<br />
wird, die weit von sozialen Massenbewegungen entfernt sind. Sogar<br />
Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan ruft mittlerweile nach mehr Klimagerechtigkeit,<br />
und es gibt wenige NGOs, in deren Materialien sich<br />
nicht irgendwo dieser Begriff findet. 168<br />
Noch funktioniert der Rekurs auf die Klimagerechtigkeit als Mittel, sich<br />
von »traditionellen« Ansätzen der Klimapolitik zu distanzieren und darauf<br />
hinzuweisen, dass es zu massiven Umverteilungen von Reichtum<br />
und Macht kommen muss. Aber wie lange wird es noch dauern, bis eine<br />
clevere Regierung sich das Konzept zu eigen macht, um, à la Gleneagles,<br />
die widerständigen Energien der Bewegungen einzufangen und für<br />
sich zu instrumentalisieren?<br />
167 Persönliche Email-Kommunikation mit Tom Goldtooth vom Indigenous Environment<br />
Network (IEN), 24. 8. 2009 (vgl. auch Dorsey 2007).<br />
168 http://afp.google.com/article/ALeqM5hqu-c3w8ewXkZkJWhN5En_jhKn5Q.<br />
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