13.05.2013 Aufrufe

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

KLIMASCHUTZ<br />

DARF WACHSTUM<br />

NICHT SCHADEN<br />

um nicht zu einer Kritik des Wachstums, sondern zu dem Schluss, dass<br />

»die Anstrengungen zur weiteren Steigerung der Energieeffizienz nicht<br />

nachlassen« dürfen (BMU 2009, 95).<br />

All diese Beispiele zeigen weniger den »Widerspruch zwischen individueller<br />

Rationalität und gesamtgesellschaftlicher Irrationalität« (Altvater<br />

2008a, 156); vielmehr zeigen sie den Gegensatz zwischen kapitalistischer<br />

Kalkulation, die Kosten als sich zu rentierende Ausgabe rechnet,<br />

und dem Schutz des Klimas.<br />

Dass auf dieser Basis die Industrie überhaupt zum Klimaschutz beiträgt,<br />

ist nicht ihrem Innovationsdrang, sondern zumeist den staatlichen Förderprogrammen<br />

geschuldet wie auch dem staatlichen Zwang, der sich<br />

heute rentiert: »Die anfangs von den betroffenen Industriezweigen als<br />

Belastung empfundenen Umwelt- und Energiegesetze erweisen sich in<br />

den letzten Jahren immer öfter als Glücksfall, waren sie doch wichtige<br />

Treiber für die Entwicklung neuer grüner Technologien in Deutschland.<br />

Diese werden nun weltweit mehr und mehr nachgefragt« (Auer<br />

2008b, 4).<br />

Klimaschutz, die Entwicklung und Anwendung entsprechender Technologien<br />

sind also eine Frage der ökonomischen Kalkulation und des politischen<br />

Willens, diese ökonomische Kalkulation aufgehen zu lassen.<br />

»Die Dynamik der Umweltschutzmärkte ist wesentlich durch staatliche<br />

Eingriffe und Anreize geprägt« (BMU 2009, 27). Das bedeutet im Umkehrschluss<br />

aber, dass auch der Klimawandel ein Ergebnis des politischen<br />

Willens und der ökonomischen Kalkulation ist – und kein Ergebnis<br />

von so abstrakten Verursachern wie »Industrialisierung«, »Modernisierung«<br />

oder »überzogenen Konsumwünschen«.<br />

Dass für Unternehmen der Klimaschutz allzu oft trotz aller staatlichen<br />

Intervention nicht die rentablere Alternative darstellt, dass sich die kapitalistische<br />

Kalkulation ignorant zeigt gegenüber Umweltschäden, die<br />

sich nicht in der Bilanz widerspiegeln, macht Politiker jedoch nicht zu<br />

Kritikern dieser Kalkulation. Stattdessen intensivieren sie ihre – häufig<br />

erfolglosen – Bemühungen, das Profitinteresse für den Klimaschutz zu<br />

funktionalisieren, sprich: die Minderung von CO2-Emissionen zur Profitquelle<br />

zu machen. Denn ein Klimaschutz, der dem kapitalistischen<br />

Wachstum schadet, ist nicht vorgesehen. Umgekehrt soll die Reduktion<br />

der CO2-Konzentration in der Atmosphäre das Wirtschaftswachstum<br />

vor seinen eigenen Folgen schützen.<br />

107

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!