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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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mit kostengünstig oder mit dirigistischen Methoden und damit wesentlich<br />

kostenträchtiger zu stabilisieren.« 108<br />

Kritiker des Emissionshandels (z. B. Altvater 2008a) machen ihre Bedenken<br />

hinsichtlich der Wirksamkeit vor allem am Mechanismus des<br />

Emissionshandels fest. Sie halten es für unmöglich, dass ein Marktmechanismus<br />

zu einer angemessenen Senkung des CO2-Ausstoßes führt –<br />

Motto: Der Markt kann nicht heilen, was der Markt verschuldet hat. Tatsächlich<br />

war der European Union Emission Trading System (ETS) bislang<br />

wenig erfolgreich bei der Reduktion von Treibhausgasen – was allerdings<br />

weniger am Mechanismus des Emissionshandels als solchem<br />

liegt, sondern an seiner Ausgestaltung. Kritiker des Emissionshandels<br />

neigen dazu, einen falschen Gegensatz von »bösem Markt«<br />

und »gutem Staat« zu konstruieren. Doch mittels des Emissionshandels<br />

verwendet der Staat den Markt als Instrument für seine Ziele. Die<br />

Konstruktion des Emissionshandels und die Einrichtung eines Cap zeigen<br />

ja gerade, dass die Politik nicht jedes Ergebnis des Marktes akzeptiert.<br />

Insofern ist der Emissionshandel eine praktische Kritik des Staates<br />

an den Ergebnissen des Marktes, die politisch korrigiert werden. Der<br />

Staat – nicht der Markt – ist Architekt des Marktes für Verschmutzungstitel.<br />

Verteidiger des ETS erklären daher das Scheitern des Emissionshandels<br />

nicht mit dem Marktmechanismus, sondern mit dem fehlenden<br />

politischen Willen seiner Teilnehmer.<br />

Beide Seiten haben zum Teil Recht. Weder kann das Scheitern des Emissionshandels<br />

allein aus dem Mechanismus erklärt werden, noch ist der<br />

politische Wille der Staaten etwas, was man durch Appelle einfach in die<br />

gewünschte Richtung lenken kann. Das Problem ist der Ausgangspunkt<br />

des Emissionshandels: Der Klimawandel gilt als Kostenfaktor, der reduziert<br />

werden soll. Klimaschutz soll also zur Vermeidung künftiger Ausgaben<br />

dienen. Dabei wird der Emissionshandel gegenüber allen anderen<br />

Instrumenten vorgezogen, da er vielleicht nicht das effektivste Klimaschutzinstrument<br />

ist, aber das kosteneffizienteste. Die CO2-Reduktion<br />

ist also aus Sicht der Politik kein selbstständiges Interesse, sondern<br />

dem Kriterium der Akkumulationsverträglichkeit unterworfen.<br />

In diesem Sinne soll der Emissionshandel dem Klimaschutz den Charakter<br />

einer Restriktion, einer Belastung nehmen. Doch die Synthese<br />

von Ökonomie und Ökologie schafft auch der komplizierteste Zutei-<br />

108 Carl Christian von Weizsäcker: Rationale Klimapolitik. FAZ 2. 1. 2009<br />

116<br />

NICHT DER MARKT<br />

IST DAS PROBLEM,<br />

SONDERN DIE POLITIK

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