13.05.2013 Aufrufe

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KOHLE: SCHMUTZIG,<br />

ABER SICHER<br />

UND PREISWERT<br />

Millionen Barrel pro Tag, etwa 15 % des Weltbedarfs. Auch die Importabhängigkeit<br />

ist hoch: 35 % des nach Deutschland importierten Öls kommen<br />

aus Russland. 20 % aus OPEC-Staaten und 15 % aus Afrika. Großbritannien<br />

und Norwegen stellen bislang noch rund 31 %, doch wird dieser<br />

Anteil mit dem Sinken der europäischen Ölvorkommen abnehmen.<br />

»Vor allem in Hinblick auf Öl wird befürchtet, dass eine dauerhafte Versorgungssicherheit<br />

nicht mehr zu gewährleisten ist« (Hüther 2008, 5).<br />

Andererseits ist Öl derzeit im Transportsektor noch dominierend und<br />

nur unter hohen Kosten durch Biomasse oder Gas zu ersetzen.<br />

Kohle<br />

Unter Versorgungsgesichtspunkten gilt ausgerechnet die klimaschädliche<br />

Kohle als zukunftsträchtig. Einerseits ist Kohle der schmutzigste aller<br />

Energieträger. Sie trägt 40 % zum globalen CO2-Ausstoß bei und<br />

enthält im Vergleich mit Öl und Erdgas auch am meisten Staub und<br />

Schwefel. Der US-Wissenschaftler James Hansen nennt Kohlekraftwerke<br />

daher »factories of death« (The Economist 7. 3. 2009). Andererseits<br />

ist Kohle nach kapitalistischen Bedingungen reizvoll, da ihre Vorkommen<br />

am längsten reichen und somit die Versorgung relativ gesichert ist<br />

(BGR-Studie Energierohstoffe 2009). So liegt die statistische Reichweite<br />

für konventionelles Erdöl (ohne Ölschiefer, Ölsande) bei 41,6 Jahren,<br />

für Gas bei 60,3, für Steinkohle bei 133 Jahren und für Braunkohle sogar<br />

bei 212 Jahren. Die Abhängigkeit Deutschlands von ausländischen<br />

Lieferungen wird durch die heimischen Vorkommen gemindert, die besonders<br />

umweltschädliche Braunkohle ist gemessen an der Primärenergiegewinnung<br />

der größte heimische Energieträger. Zudem sind die Lieferstaaten<br />

wenig konzentriert, Kohlevorkommen gibt es in vielen Staaten.<br />

Die Lieferländer sind nicht nur diversifiziert, sondern gelten zudem<br />

als politisch unbedenklich: Der Großteil der deutschen Kohleimporte<br />

kommt aus der EU, aus Südafrika und Australien. Hier bestehen »im<br />

Grunde keine Risiken durch Versorgungsunterbrechungen. Auch die<br />

Lagerstätten erweisen sich im Vergleich zur Infrastruktur von Öl und<br />

Gas als vergleichsweise unproblematisch mit Blick auf Angriffe« (Tänzler<br />

u. a. 2007, 54). Eine Verdrängung von Kohle durch saubereres Gas<br />

würde also die Versorgungssicherheit verringern. Die Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel bezeichnete daher den Bau neuer Kohlekraftwerke als<br />

unabdingbar: »Deutschland darf auch künftig nicht von ausländischen<br />

Stromlieferungen abhängig werden« (dpa 29. 8. 2008).<br />

59

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!