Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
uchen ihre Ölausgaben als puren Abfluss von Reichtum – als Ölsteuer,<br />
deren Erträge lediglich anderen Staaten zugute kommen und die daher<br />
reduziert werden müssen. In Deutschland lag die Energieimportrechnung<br />
im Jahr 2008 bei 81 Milliarden Euro, dem höchsten Wert aller<br />
Zeiten. Allein für Rohöleinfuhren wurden 50 Milliarden Euro ausgegeben.<br />
Daher will die Politik die Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten<br />
nicht nur aus Sorge um eine gesicherte, strategische Versorgungslage<br />
reduzieren, sondern auch aus ökonomischen Gründen. »Der Kaufkraftverlust<br />
(durch höhere Energiepreise) schwächt indirekt die Wettbewerbsfähigkeit,<br />
indem die Investitionsfähigkeit der Unternehmen verringert<br />
und die Inlandsnachfrage gebremst wird« (Hobohm 2008, 21).<br />
Durch den Ersatz ausländischer Energierohstoffe könnten beträchtliche<br />
Devisenausgaben eingespart und somit die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Wirtschaft sowie eine größere Binnenkaufkraft gesichert<br />
werden.<br />
Geografie<br />
Drittens schließlich wird die geografische Verteilung der Energierohstoffvorkommen<br />
als Gefahr für die Versorgung gesehen: Öl und Gas<br />
sind zwar vorhanden, doch stehen sie unter der Kontrolle von Staaten,<br />
die als bedingt vertrauenswürdig angesehen werden. »Kohlenwasserstoffe<br />
sind zu 70 % konzentriert in der ›strategischen Ellipse‹, die von<br />
Westsibirien bis zum Nahen Osten reicht. Die Konzentration bedeutet<br />
Marktmacht und kann damit Ursache von Versorgungsproblemen werden«<br />
(Auer 2007b, 3).<br />
Genährt wird diese Sorge durch den steigenden Konzentrationsgrad der<br />
Öl- und Gasvorkommen: Die Zahl der global bedeutsamen Öl- und Gasproduzenten<br />
sinkt beständig. So verfügen die OPEC-Staaten und Russland<br />
über drei Viertel aller nachgewiesenen Ölreserven. Beim Erdgas<br />
sind es nur drei Staaten – Russland, Iran, Katar – die mehr als die Hälfte<br />
der Reserven auf sich vereinen. Nicht unwahrscheinlich ist es, dass diese<br />
Gas-Troika sich zu einer engen Abstimmung bereit finden wird. 45<br />
45 Auf dem Forum Gas-exportierender Staaten im Jahr 2007 drängte Katar auf die Gründung<br />
einer »Gas-OPEC« mit Russland, Iran und anderen Staaten. Die vertretenen 14<br />
Mitglieder verfügen über rund 70 % der globalen Reserven. Mit Russland, Iran und Venezuela<br />
wären hier gleich mehrere Staaten vertreten, deren Führung von den USA und<br />
auch von der EU als gefährlich angesehen wird. Das US-Repräsentantenhaus hat die<br />
Gas-OPEC-Pläne bereits als »feindseliges Vorgehen« bezeichnet, das die »Sicherheit<br />
der ganzen Welt bedrohe« (FAZ 5. 2. 2008).<br />
52<br />
ABHÄNGIGKEIT VON<br />
»UNZUVERLÄSSIGEN«<br />
STAATEN