Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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mus wurde (Brüggen 2001). Sie argumentieren, dass linke Politik die<br />
existierenden GND-Projekte gleichsam von innen »zum sozialökologischen<br />
Umbau treiben« und »Schritte in Richtung demokratischer Sozialismus«<br />
einleiten sollte (Dellheim/Wolf 2009, 1). Neben dem Argument<br />
der historischen Genese des GND als emanzipatorisches Projekt<br />
wird von dieser Seite oft die Dringlichkeit ins Spiel gebracht. Demzufolge<br />
wäre es angesichts der Irreversibilität des Klimawandels und anderer<br />
ökologischer Krisen – wenn ein sozialökologisches System einmal aus<br />
seinem Gleichgewichtszustand gebracht ist, dann gibt es kaum ein Zurück<br />
– purer Wahnsinn, auf einer grundsätzlichen antikapitalistischen<br />
Position zu beharren. Hier werden zwar keine Glaubensbekenntnisse<br />
zur unbegrenzten Kraft des (grünen) <strong>Kapitalismus</strong> zur progressiven<br />
Selbsttransformation formuliert, wie z. B. Ralf Fücks dies tut, aber doch<br />
darauf bestanden, dass es Not tut, einige der Politikvorschläge im breiten<br />
Feld der Green New Deals von links zu unterstützen. Alles andere,<br />
so Frieder Otto Wolf (2009), würde Gefahr laufen, in einer »je schlechter,<br />
desto besser« Politik zu münden, die besonders unter den Bedingungen<br />
der sich zuspitzenden Biokrise vollkommen unverantwortlich<br />
sei. »Derzeit [ist] kein politisches Subjekt in Sicht«, welches eine Politik<br />
der Systemtransformation tragen könnte. 159 Mit anderen Worten: keine<br />
Zeit, keine Kraft, keine (eigenen) Konzepte – wenn dies zutrifft, dann<br />
bleibt tatsächlich nur die kritische Unterstützung des GND, andere Positionen<br />
verkommen zum bloßen Verbalradikalismus, vertraut und sicher,<br />
aber politisch irrelevant.<br />
Auf der anderen Seite stehen jene, die zwar mehrere Aspekte der oben<br />
dargestellten Analyse teilen – ja, es besteht Zeitdruck (vgl. Müller/Passadakis<br />
2008); nein, es gibt (noch) keinen signifikanten linken Akteur, der<br />
eine sozialökologische Transformation weg vom, nicht nur des <strong>Kapitalismus</strong><br />
wirklich tragen kann. Allerdings ziehen sie daraus vollkommen andere<br />
Schlüsse. Erstens: Zwar trifft es zu, dass die Klimakrise eine eigene<br />
Dynamik hat, die sich nicht ausschließlich auf die des globalen <strong>Kapitalismus</strong><br />
reduzieren lässt. Daraus folgt wiederum, dass der Klimawandel<br />
als solcher ernstgenommen werden muss – und nicht zum bloßen Vehikel<br />
ewig-gleicher antikapitalistischer Politik gemacht werden darf. Aber<br />
gerade aus der Tatsache, dass der Klimawandel ernstgenommen wird,<br />
159 Die hier zitierten Aussagen entstammen der transkribierten Version einer Diskussion<br />
beim Left Forum in New York.<br />
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