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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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In der Unternehmensbilanz erscheint der Energieträger häufig unter<br />

der Rubrik »Betriebsmittel«. Damit er Mittel des Betriebs sein kann,<br />

muss er konstant vorhanden, kalkulierbar und vor allem kostengünstig<br />

sein. Öl und Gas sind wegen ihrer natürlichen Eigenschaften der<br />

Favorit kapitalistischer Ökonomien. Im Vergleich zu anderen Energieträgern<br />

sind sie für alle Zwecke leicht und billig einsetzbar. Öl und Ölprodukte<br />

können mit relativ geringem Aufwand auch für längere Zeiträume<br />

gespeichert werden. Sie sind daher das ideale Antriebsmittel für<br />

Kapitalwachstum. Die Verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundeswehr<br />

haben daher im Jahr 1992 erstmals das »vitale Sicherheitsinteresse«<br />

Deutschlands als das des »ungehinderten Zugangs zu Märkten<br />

und Rohstoffen ... im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung«<br />

deutlich formuliert.<br />

Weil Öl so vergleichsweise kostengünstig ist, haben die »Verbraucherländer«<br />

genannten Staaten in der Vergangenheit ihre heimischen Energieträger<br />

in Preiskonkurrenz zum Öl gesetzt. Diese Konkurrenz hat die<br />

Kohle trotz permanenter Verbilligung verloren. Daher ließen die Industriestaaten<br />

ihre lokale Energiewirtschaft zusammenschrumpfen und<br />

Konzerne untergehen. 39 Hunderttausende Kohlekumpel wurden entlassen<br />

und ganze Landstriche verödeten. Zum Wohle ihres Wachstums haben<br />

die Kapitalstandorte also auf ihre Autarkie in Sachen Energieversorgung<br />

verzichtet und sich ein Problem geschaffen: Der lebenswichtige<br />

Rohstoff lagert außerhalb ihres Territoriums. Die Versorgung wird damit<br />

zur zwischenstaatlichen Verhandlungs- und Machtfrage. Für Industriestaaten<br />

umfasst daher »Energiesicherheit ... die gesamte Lieferkette,<br />

inklusive der Rohstoffförderung (›upstream‹) und die damit verbundenen<br />

außen- und sicherheitspolitischen Aspekte« (Hobohm 2008, 13).<br />

Um die ausländischen Energiequellen für ihre Zwecke zu sichern, hielten<br />

es die Weltwirtschaftsmächte früher für nötig, die Ölgebiete mit eigenen<br />

Armeen zu okkupieren. Inzwischen haben sie das Problem anders<br />

gelöst. Sie haben unter der Führung der USA einen einheitlichen<br />

Ölmarkt geschaffen. Hier sind seither die Rollen von »Verbraucherländern«<br />

und »Lieferländern« eindeutig verteilt. Die Verbraucherländer<br />

übernehmen die Aufgabe, sich um die Kooperationsbereitschaft der Öl-<br />

39 In Deutschland ist nur noch ein Konzern übrig: die Ruhrkohle AG, RAG. Inzwischen<br />

streitet die Politik lediglich noch darüber, ob ein heimischer Steinkohlesockel für versorgungskritische<br />

Situationen erhalten werden soll oder ob nicht doch eine vollständige<br />

Stilllegung der Bergwerke zweckmäßiger ist.<br />

48<br />

MILITÄRISCHE SICHERUNG<br />

DER ENERGIEVERSORGUNG

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