Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Angesichts der Frustration ob der Dominanz einer teils gescheiterten,<br />
teils kontraproduktiven Strategie sowie der relativen Abwesenheit von<br />
Fragen globaler sozialer Gerechtigkeit in der Politik des CAN spaltete sich<br />
2007 bei den Klimaverhandlungen in Bali das zivilgesellschaftliche Feld<br />
durch die Entstehung des Netzwerks Climate Justice Now! (CJN), dessen<br />
Gründungsdokument ein klares strategisches Umdenken signalisiert:<br />
»Wir werden die Auseinandersetzung nicht nur in den Klimaverhandlungen<br />
führen, sondern auch auf der Straße, um dort wirkliche Lösungen<br />
[ für den Klimawandel] voranzutreiben. Zu diesen zählen:<br />
Fossile Brennstoffe im Boden lassen und stattdessen in Energieeffizienz<br />
und sichere, saubere und gemeinschaftlich kontrollierte erneuerbare<br />
Energien investieren.<br />
Drastisch die Überkonsumtion reduzieren, vor allem im Norden,<br />
aber auch durch Eliten im globalen Süden.<br />
Massive finanzielle Transfers von Nord nach Süd, auf der Rückzahlung<br />
der Klimaschulden basierend, und demokratisch kontrolliert ...<br />
... indigene Rechte auf Land durchsetzen und gemeinschaftliche<br />
Kontrolle von Energie, Wäldern, Land und Wasser fördern.<br />
Nachhaltige kleinbäuerliche Landwirtschaft und Ernährungssouveränität<br />
... Klimagerechtigkeit jetzt!« 162<br />
Die »Klimagerechtigkeit« spielt hier die Rolle einer antagonistischen Position,<br />
denn klar ist, dass die oben genannten Forderungen innerhalb der<br />
bestehenden gesellschaftlichen Strukturen nicht erfüllt werden können,<br />
obwohl auch klar ist, dass es – zum Beispiel – klimapolitisch deutlich<br />
sinnvoller wäre, fossile Ressourcen im Boden zu lassen, gepaart mit massiver<br />
globaler Umverteilung, anstatt um die Details eines komplizierten<br />
Marktes für Verschmutzungsrechte zu feilschen (vgl. Lohmann 2009).<br />
Was noch fehlte war die massenhafte antagonistische Praxis, zumindest<br />
im globalen Norden 163 – doch auch hier bewegte sich etwas. Zwei Ereignisse<br />
werden wohl in der (noch zu produzierenden) Geschichtsschreibung<br />
der Klimabewegung im Norden als zentral gelten: der G8-Gipfel<br />
in Gleneagles, Schottland 2005, und der G8-Gipfel in Heiligendamm<br />
162 www.carbontradewatch.org/index.php?option=com_content&task=view&id=227&Ite<br />
mid=95.<br />
163 In den Ländern des globalen Südens gibt es eine Vielzahl antagonistischer sozialer Bewegungen,<br />
deren Aktionen sich auch auf den Klimawandel beziehen – im Allgemeinen artikuliert<br />
sich deren Politik aber um konkretere Fragen herum, als »das Klima«: Es geht z. B.<br />
um Kontrolle über Land, Zugang zu Wasser oder Konflikte um Saatgut und ähnliches.<br />
190<br />
CLIMATE JUSTICE NOW!