Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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sie bauen besonders schwere, starke und teure Wagen, die verhältnismäßig<br />
viel CO2 ausstoßen. In den vergangenen zehn Jahren haben sie<br />
ihre Produktion in Deutschland um ein Viertel gesteigert, die Fertigung<br />
in ausländischen Werken wuchs sogar viermal so schnell. Ihr Wachstum<br />
wurde von der Politik gefördert, unter anderem durch die steuerliche<br />
Begünstigung von Dienstwagen – die im Jahr 2008 immerhin 86 %<br />
aller Neuzulassungen von Oberklassewagen ausmachten. Seine internationale<br />
Konkurrenzfähigkeit ist für den deutschen Sektor enorm wichtig,<br />
da 60 % der Erlöse im Ausland erzielt werden. Bei Mercedes sind es<br />
sogar 75 %.<br />
Bereits seit langem versucht die EU, die Autohersteller zu CO2-sparsameren<br />
Modellen zu drängen. Dies allerdings führt bei den Unternehmen<br />
zu hohen Investitions- und Forschungskosten, die ihre Modelle<br />
verteuern oder den Gewinn schmälern. Mitte der neunziger Jahre lag<br />
der durchschnittliche CO2-Ausstoß europäischer Neuwagen noch bei<br />
186 Gramm CO2 je Kilometer (g/km). Um die Emissionen zu senken,<br />
ging die europäische Automobilbranche 1998 gegenüber der EU eine<br />
freiwillige Selbstverpflichtung ein, den durchschnittlichen CO2-Ausstoß<br />
bis 2009 auf 140 g/km zu senken. Dieses Ziel wurde um etwa 20 g verpasst.<br />
Zwar waren die Fahrzeuge leichter geworden, doch die Motoren<br />
gleichzeitig stärker.<br />
Die EU plante daher, die Industrie zu einer Senkung ihrer CO2-Emissionen<br />
zu zwingen. Bis zum Jahr 2012 sollte die Neuwagenflotte auf einen<br />
Grenzwert von 120 g/km festgelegt werden. Bei Überschreiten dieses<br />
Wertes sollte es hohe Strafen für die Hersteller geben. Dies hätte<br />
insbesondere die deutschen Autokonzerne getroffen, da sie besonders<br />
große Wagen mit hohen Emissionen herstellen. Produzenten kleinerer<br />
Autos, wie Fiat oder Peugeot, hätten ihre CO2-Emissionen weniger<br />
stark senken müssen, um Strafen zu vermeiden. Gewinner einer solchen<br />
Regelung wären mithin die italienischen und französischen Hersteller<br />
gewesen.<br />
Gegen diesen Plan machte die deutsche Politik mobil. Gerade weil deutsche<br />
Autos besonders klimaschädlich sind, müsste ihnen ein höherer<br />
Kohlendioxid-Ausstoß erlaubt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel,<br />
die in den 1990er Jahren noch die freiwillige Selbstverpflichtung der<br />
Autoindustrie unterstützt hatte, intervenierte in Brüssel. Wirtschaftsminister<br />
Michael Glos sagte 2007, »unsere Autoindustrie darf nicht weiter<br />
durch überzogene CO2-Werte belastet werden«. Und auch Bundesum-<br />
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FREIWILLIGE SELBST-<br />
VERPFLICHTUNG AN DEN<br />
KONZERNEN GESCHEITERT