Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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WAS BISHER GESCHAH<br />
Dass dieser Satz nicht einfach nur eine linksradikale ideologische Floskel<br />
ist, lässt sich an der Diskussion über Strategie und Taktik in Bezug<br />
auf den im Dezember 2009 in Kopenhagen stattfindenden Klimagipfel<br />
aufzeigen. Seit 1989 haben sich die größten Umweltorganisationen<br />
der Welt im Climate Action Network (CAN) zusammengeschlossen (z. B.<br />
der US-amerikanische Sierra Club, und transnationale NGOs wie der<br />
WWF oder Greenpeace). Der Großteil der hier versammelten Organisationen<br />
unterstützt den offiziellen Verhandlungsprozess, sieht das Kyoto-<br />
Protokoll als alternativloses internationales Vertragswerk an und in dessen<br />
marktbasierten Instrumenten (Emissionshandel, Clean Development<br />
Mechanism, Joint Implementation) wichtige Bausteine zum Klimaschutz.<br />
Expertise und Lobbying sind die Hauptaktivitäten dieses Netzwerks, was<br />
bedeutet, dass einige der Mitgliedsorganisationen – wie immer wieder<br />
in Diskussionen betont wird – ganz nah dran am Policy-Prozess sind,<br />
mit anderen Worten, manchmal den verhandelnden MinisterInnen direkte<br />
Textvorschläge machen können. 161<br />
Doch wie bereits erwähnt, sind seit der Rio-Konferenz 1992, auf der die<br />
Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) entstand,<br />
nicht nur die globalen Treibhausgasemissionen gestiegen, sondern sogar<br />
ihre Wachstumsrate. Wird hierauf entgegnet, dass es möglicherweise<br />
ohne UNFCCC/Kyoto noch schlimmer gekommen wäre, dann zeigt<br />
diese Position ziemlich klar die Verzweiflung derjenigen, die schon viel<br />
zu lange im UN-Prozess mitgehangen (und mitgefangen) sind: Was sie<br />
dort seit über einem Jahrzehnt getan haben, hat klimapolitisch keine relevante<br />
Emissionsreduktionen produziert. Wenn jetzt erwidert wird, es<br />
gäbe da »Lernkurven«, stellt sich die Frage, wie lange wir – man erinnere<br />
sich der allenthalben beschworenen Dringlichkeit – mit dem effektiven<br />
Klimaschutz denn noch warten wollen und können? Angesichts<br />
der Tatsache, dass die Präsenz von »grünen« NGOs an zentraler Stelle<br />
im Verhandlungsprozess auch zur politischen Legitimation eines ökologisch<br />
ineffektiven Prozesses beiträgt, stellt sich die Frage, ob die Strategien<br />
der im CAN zusammengefassten NGOs nicht mehr als naiv und in<br />
der Tat gefährlich sind – können diese Organisationen eigentlich noch<br />
aus dem Prozess aussteigen? Steht da nicht zu viel von ihrer eigenen Politik<br />
auf dem Spiel, auch wenn diese gescheitert ist?<br />
161 Persönliche Diskussion mit Akteuren im CAN (vgl. auch Passadakis/Müller 2009;<br />
Brunnengräber u. a. 2008, 104 ff.).<br />
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