Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Priorität. Die Senkung der CO2-Emissionen wird nicht als unbedingtes<br />
Ziel zur Rettung von Mensch und Natur verfolgt, das andere, »bloß ökonomische«<br />
Ziele verdrängt.<br />
Vielmehr relativieren sich die Gefahren des Klimawandels an den anderen<br />
Erfordernissen des Standorts in einem prinzipiell kriegsträchtigen<br />
Umfeld. 64 Angestrebt wird daher nicht die schnelle Ersetzung von Kohle,<br />
Öl und Gas durch Wind, Sonne oder Wasserkraft. Als nachhaltig gilt<br />
nur ein Energie-Mix, der verlässlich und kostengünstig ist 65 – auch wenn<br />
er die Umwelt belastet. Das Gebot der Nachhaltigkeit wird dazu führen,<br />
dass »die Energieversorgung der Erde auf absehbare Zeit weiterhin primär<br />
auf fossilen Trägern basieren wird« (Heymann 2007, 3). So wird in<br />
Europa der Großteil des Neubaus von Kraftwerken auch in den nächsten<br />
zehn Jahren auf thermische Kraftwerke (Öl, Gas, Kohle) entfallen.<br />
Im Sinne einer nachhaltigen Versorgung haben Europa und Deutschland<br />
ihre Strategie angepasst. Mittlerweile verfolgen sie nicht mehr ihre<br />
alte Energieaußenpolitik, sondern bemühen sich um Energieversorgungssicherheit.<br />
»Letztere ist nicht mehr primär geopolitisch interpretiert«<br />
(Geden 2008, 4). Mit der Erneuerung von Kraftwerksparks, dem<br />
Bau von Pipelines, dem Ausbau des Leitungsnetzes, der Förderung von<br />
erneuerbaren Energien, der Gebäudesanierung, dem Glühbirnenverbot<br />
oder den politischen Beziehungen zu den Förderstaaten betreiben die<br />
EU und Deutschland Energiepolitik, die »zeigt, wie ernst es den Europäern<br />
mit einer gemeinsamen Versorgungssicherheitspolitik tatsächlich<br />
ist« (ebd.). Der Klimaschutz fungiert als ein Baustein der Strategie zur<br />
Sicherung der Energieversorgung, des weltpolitischen Einflusses Europas<br />
und der Kostensenkung. 66<br />
64 Nicht umsonst verwies der ehemalige Bundesumweltminister Gabriel darauf, dass eine<br />
deutliche Steigerung der Energieeffizienz und ein vermehrter Einsatz erneuerbarer<br />
Rohstoffe aus nachhaltiger Erzeugung »die einzigen friedlichen Strategien (sind), mit<br />
denen wir die wachsende Weltwirtschaft mit ausreichend Rohstoffen versorgen können«.<br />
(Hervorhebung im Original. www.erneuerbare-energien.de/inhalt/40725/36319/<br />
zuletzt am 24. 2. 2009)<br />
65 Gemäß den Beschlüssen der Bundesregierung (Meseberg-Programm) soll Deutschland<br />
in den kommenden 11 Jahren 313 Milliarden Euro in den Klimaschutz investieren<br />
– unter dem Strich aber Geld sparen, weil weniger Energie verbraucht wird. »Unser<br />
Programm ist eine Sparbüchse«, so Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (Tagesspiegel<br />
19. 6. 2008).<br />
66 Mit eben jenen Vorteilen des Klimaschutzes werben nicht nur Politiker oder Ökonomen,<br />
sondern auch Institutionen wie Germanwatch oder Die <strong>Grünen</strong> (Worldwatch Institute:<br />
Zur Lage der Welt 2009, 7f)<br />
68<br />
KLIMASCHUTZ ERHÖHT<br />
POLITISCHE<br />
HANDLUNGSFREIHEIT