Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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instabil eingeschätzt werden« (Hobohm 2008, 18). Der Anteil Russlands,<br />
das über ein Drittel der Weltgasreserven verfügt, wird steigen.<br />
Zudem drohen hier heftige Verteilungskämpfe, denn die starke Nachfrage<br />
nach »Erdgas in Asien hat zu einem intensiven Werben großer Energieverbraucher<br />
wie China und Japan um Russlands Energieträger geführt<br />
... Die steigende Zahl an Nachfragern ermöglicht es Russland, seine<br />
Energiereserven auf politischer Ebene in strategische Überlegungen<br />
einzubeziehen« (Tänzler u. a. 2007, 24). Ein weiteres Risiko ist die Infrastruktur:<br />
Gas wird aufgrund seiner physischen Beschaffenheit vor allem<br />
über Pipelines transportiert – eine Versorgungsstruktur, die kurzfristig<br />
nicht verändert werden kann. Der Transport von Flüssiggas (LNG) per<br />
Tanker ist teuer. Deutschland bleibt also auf absehbare Zeit an seine<br />
Lieferanten gebunden. Zudem sind pipelinegestützte Transportsysteme<br />
verletzlicher gegenüber Anschlägen.<br />
Um ihre Abhängigkeit von der russischen Regierung zu reduzieren,<br />
setzt die EU auf einen Ausbau ihrer Importe von den beiden anderen<br />
großen Lieferanten, Norwegen und Algerien. Und mit der sogenannten<br />
Nabucco-Pipeline von Österreich bis in die Türkei will Europa einen<br />
Gas-Anschluss in Richtung Kaspisches Meer, Iran und via Syrien bis<br />
Ägypten schaffen – unter Umgehung russischen und ukrainischen Territoriums.<br />
Auch wegen dieser Pipeline – deren Bau im Juli 2009 vertraglich<br />
beschlossen wurde und die 2012 fertiggestellt sein könnte – ist Georgien<br />
für die Europäische Union von strategischer Bedeutung. 51<br />
Erdöl<br />
Erdöl ist umweltschädlicher als Gas, sowohl bei seinem Einsatz in Kraftwerken,<br />
zur Wärmeerzeugung wie auch bei seiner künftigen Verwendung<br />
im Transportsektor. 52 Zudem wird erwartet, dass es in der Produktion<br />
aufgrund zu geringer Investitionen in den Förderländern zu Kapazitätsengpässen<br />
kommt. Die IEA sieht im Jahr 2015 hier eine Lücke von 12,5<br />
51 Nabucco erhöht zwar die Unabhängigkeit Europas von Russland, für das Klima jedoch ist sie<br />
tendenziell schädlich. Denn mit der langfristigen Festlegung auf Gas für die Energieversorgung<br />
wird der Ausbau von erneuerbaren Energien gebremst. Mit der Entscheidung für eine<br />
neue Erdgas-Pipeline wird auch die Entscheidung für die Errichtung von weiteren Gaskraftwerken<br />
gefällt. Laut Greenpeace würde die Inbetriebnahme der Pipeline bedeuten, dass die<br />
europäischen CO2-Emissionen jedes Jahr um 60 Millionen Tonnen zunehmen.<br />
52 »Im Transportsektor liegen Erdgasfahrzeuge heute noch geringfügig hinter vergleichbaren<br />
Spitzenmodellen mit konventionellem Dieselantrieb. Bereits in wenigen Jahren<br />
ist jedoch zu erwarten, dass auch hier die Verwendung von Erdgas zu deutlichen Umweltvorteilen<br />
führt« (Hobohm 2008, 13).<br />
58<br />
GAS: UMWELTFREUNDLICH,<br />
ABER UMKÄMPFT<br />
ÖL: VERSORGUNG<br />
GEFÄHRDET