Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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PROBLEMFALL RUSSLAND<br />
heit einen stärkeren Einfluss auf die nationalen Energieunternehmen<br />
gesichert haben, zum Beispiel in Venezuela oder Bolivien, aber auch<br />
in Russland im Zuge der Quasi-Verstaatlichung des Gaskonzerns Gazprom<br />
oder der Abwicklung des Yukos-Konzerns. Die privaten internationalen<br />
Energiekonzerne kontrollieren nur noch etwa 15 % der globalen<br />
Produktion. »Ich denke, dass wir uns in einer neuen Weltölordnung bewegen«,<br />
so IEA-Chefökonom Fatih Birol. »Wir sollten uns darüber im<br />
Klaren sein, dass Öl und Gas künftig aus Ländern kommt, in denen die<br />
Entscheidung darüber von staatlichen Ölgesellschaften getroffen werden.<br />
Das ist anders als in der Vergangenheit, als mehr marktorientierte<br />
Gesellschaften geliefert haben. Das ist eine einschneidende Veränderung<br />
... Die reichen OECD-Länder werden weniger und weniger relevant«<br />
(zit. nach Schneider 2008).<br />
In Deutschland steht hier insbesondere die Weltmacht Russland unter<br />
Verdacht, der durch die Lieferunterbrechung in die Ukraine Anfang<br />
2009 weitere Nahrung erhielt. 49 Die Presse warnt: Russlands Präsident<br />
Wladimir Putin hat »ein neues Machtinstrument entwickelt, das man<br />
durchaus als ›Economic Warfare‹ bezeichnen kann. Der Kreml nutzt<br />
nämlich rücksichtslos seine wirtschaftliche Macht, um russische Interessen<br />
durchzusetzen« (FTD 28.1.2008). Bald schon könnte Russland in<br />
Europa »das Licht ausknipsen« (Der Spiegel 2.7.2007).<br />
Ihre Abhängigkeit von fossiler Energie werten die Industriestaaten also<br />
einerseits als weltpolitischen Machtverlust. Daneben und damit verbunden<br />
beurteilen sie ihre Versorgungssicherheit als gefährdet. Diese Verwundbarkeit<br />
bemisst sich an Kriterien wie Konzentration der Lieferländer,<br />
politische Stabilität der Lieferländer, politisches Verhältnis zwischen<br />
Empfänger- und Lieferland, Importquote, Energieintensität der Produktion<br />
und auch an der Verletzlichkeit der Transportrouten bzw. der Entfernung<br />
zwischen Liefer- und Empfängerland. Betrachtet man allein die<br />
Importabhängigkeit, so wird deutlich, warum deutsche Politiker sich sorgen:<br />
Machten eingeführte Energierohstoffe Anfang der 1990er Jahre 58 %<br />
des Primärenergieverbrauchs aus, so waren es 2006 bereits 74 %.<br />
49 Anfang 2009 stoppte Russland aufgrund von Streitigkeiten seine Gaslieferungen in<br />
die Ukraine. Da die Ukraine ein Gas-Transitland ist – 20 % des in Europa verbrauchten<br />
Gases werden über die Ukraine transportiert –, waren davon auch andere europäische<br />
Staaten betroffen. Die »Berliner Zeitung« titelte daher umstandslos: »Russland dreht<br />
Deutschland das Gas ab« (Berliner Zeitung 7. 1. 2009). Laut SWP »markiert der Streit<br />
eine echte Zäsur. Daraus leitet sich für die EU ein dringlicher Handlungsbedarf ... ab«<br />
(Grätz/Westphal 2009, 1).<br />
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