Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Natur nicht per se im betriebswirtschaftlichen und damit nicht im volkswirtschaftlichen<br />
Interesse liegt, das auf Wachstum zielt. 22<br />
— Aus diesen Gründen sind Umweltschutzfragen auch nie rein<br />
technische Fragen, sondern ökonomische. Bedingung der Anwendung<br />
von »grünen Technologien« – seien es Elektroautos, Solarwärme, Windkraft,<br />
CO2-Abscheidung oder Wärmedämmung – ist nie ihre technische<br />
Umsetzbarkeit, diese ist lediglich Voraussetzung. Bedingung ist ihre<br />
Vereinbarkeit mit den Notwendigkeiten des Kapitalwachstums – ihre<br />
»Marktreife«. An den umfangreichen politischen und finanziellen Anstrengungen<br />
der Staaten, diese beiden Seiten – Klima und Wachstum –<br />
zu harmonisieren, ist zunächst der Gegensatz zwischen beiden Seiten zu<br />
erkennen.<br />
Deshalb gingen frühere Vertreter des Umweltschutzes auch stets davon<br />
aus, die Grundlage für eine Gesundung der Natur sei ein Verzicht auf<br />
Wachstum oder Konsumtion. Und ihre Gegner konterten die Forderung<br />
nach Umweltschutz daher auch stets mit dem Verweis auf Kosten für<br />
die Unternehmen und auf Wachstumsverluste. Umweltschutz sei nur<br />
zu betreiben, wenn er unbedingt notwendig ist.<br />
Umso erstaunlicher ist es daher, dass seit einiger Zeit allerseits die Harmonie<br />
zwischen Klimaschutz und kapitalistischem Wachstum propagiert<br />
wird: Die »ökologische Modernisierung« werde Europa zur »stärksten<br />
wissensbasierten Region der Welt« machen, meint Michael Müller,<br />
stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und 2005<br />
Staatssekretär im BMU. »Die Ökologie … ist die Grundlage für wirtschaftlichen<br />
Erfolg in der Zukunft.« 23 Für FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzenden<br />
Guido Westerwelle ist »gute Ökologie zugleich langfristige<br />
Ökonomie. Für uns gibt es keinen Gegensatz zwischen Wirtschaft und<br />
Umwelt.« 24 Die CDU begreift in ihrem Grundsatzpapier »eine nachhaltige<br />
marktwirtschaftliche Umweltpolitik als Chance und als Motor<br />
für Innovation, Wachstum und Beschäftigung«. 25 Das Wirtschaftsprogramm<br />
der <strong>Grünen</strong> »legt Wert auf die Feststellung, dass grüne Markt-<br />
22 Bereits an den Schwierigkeiten bei der »Inwertsetzung« der Atmosphäre durch den<br />
Emissionshandel lässt sich erkennen, dass die allseits propagierte Harmonie von Ökologie<br />
und Ökonomie erst aufwändig hergestellt werden muss, mithin nicht existiert<br />
(vgl. Ptak 2008).<br />
23 Ökologie und Ökonomie gehören zusammen, SPD-Pressemeldung vom 21. Juli 2005<br />
24 Rede beim Dreikönigstreffen, FDP-Pressemitteilung vom 6. 01. 2007<br />
25 Christdemokraten mit grünem Anstrich, FTD 19. 6. 2008<br />
34<br />
UMWELTSCHUTZ<br />
KEINE REIN<br />
TECHNISCHE FRAGE<br />
PARTEIEN PROPAGIEREN<br />
HARMONIE VON ÖKO-<br />
LOGIE UND ÖKONOMIE