Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Es stellt sich die Frage, was in der nun entstandenen »Reproduktionslücke«,<br />
also der Lücke zwischen Löhnen und den Kosten der gesellschaftlichen<br />
Reproduktion, geschieht? Erstens wird in dieser vermutlich soziale<br />
Unzufriedenheit oder sogar Unruhe entstehen. Das heißt nicht, dass diese<br />
progressiver oder antikapitalistischer Art sein werden. Angesichts bestehender<br />
Kräftekonstellationen in Europa (z. B. in Holland, Österreich,<br />
Großbritannien, Italien usw.) erscheint dies sehr unwahrscheinlich. Trotzdem<br />
muss von links auch auf die Entstehung gesellschaftlicher Unzufriedenheit<br />
gesetzt werden, denn transformatorisches Potenzial lässt sich<br />
ohne diese nur schwerlich erschließen. Zweitens: Wenn »von unten«<br />
Unzufriedenheit, Unruhe, eventuell sogar Militanz (oder andere Formen<br />
massenhaften nicht-regelkonformen Verhaltens) entstehen, so schafft<br />
dies im Umkehrschluss eine Öffnung für autoritäre Staatsintervention<br />
(vgl. auch IFG1 2009). Wie also wird der Staat im grünen <strong>Kapitalismus</strong><br />
aussehen – und wer wird den kurzen Strohhalm ziehen?<br />
<br />
»Berlin im Winter 2050<br />
Die Bundesregierung sieht sich gezwungen, bei der Europäischen Energieagentur<br />
in Brüssel eine Vergrößerung des deutschen Energiebudgets<br />
noch im laufenden Zuteilungsjahr einzufordern. Erkältungswellen und<br />
Grippeepidemien als Folgen der durch die Energie- und Wärmerationalisierungen<br />
verursachten unzureichenden Heizmöglichkeiten in deutschen<br />
Haushalten bei gleichzeitig eisigen Außentemperaturen sowie<br />
der für die Mehrheit der Bevölkerung kaum mehr erschwingliche Kraftfahrzeugverkehr<br />
haben zur massiven Unzufriedenheit in weiten Teilen<br />
Deutschland[s] geführt.<br />
Folge sind gewalttätige Ausschreitungen und Demonstrationen. Gewarnt<br />
durch die ›ProMobilitätsbewegung‹ aus dem Jahre 2048, in der es einer breit<br />
organisierten Bürgerinitiative gelungen war, das 2046 novellierte Transport-<br />
und Mobilitätsneustrukturierungsgesetz politisch auszuhebeln und eine bisher<br />
einmalige Staatskrise der Bundesrepublik Deutschland zu verursachen,<br />
werden die Regierung zu diesem Schritt bewogen. Dabei nimmt sie das Risiko<br />
in Kauf, den zwischen der Europäischen Union und der Chinesisch-Russischen<br />
Föderation im Jahr 2045 nach einer drohenden bewaffneten Auseinandersetzung<br />
erzielten Ressourcenpakt indirekt infrage zu stellen.«<br />
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