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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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ei diesen zumeist um »Reißbrettkonzepte« handelt, die eher aus akademischer<br />

Analyse als aus sozialen Kämpfen entstehen. Der Ursprung der<br />

modernen Idee einer stabilen (»steady-state«) Wirtschaft liegt vermutlich<br />

in den frühen 1970er Jahren, als nicht nur der schon erwähnte Bericht<br />

Grenzen des Wachstums veröffentlicht wurde – auch dieser übrigens mit<br />

aus emanzipatorischer Perspektive dubiosen malthusianischen Konzepten<br />

gespickt –, sondern auch zum ersten Mal der Versuch unternommen<br />

wurde, Wirtschaften in denselben Begriffen wie ökologische Systeme zu<br />

denken (Daly/Farley 2003). Einer der zentralen Denker dieser Schule ist<br />

der Umweltökonom Herman Daly, der über das ständige Wachsen der<br />

Wirtschaft relativ zu ihrer »Umwelt« (dem Planeten Erde) schreibt:<br />

»Je mehr die Ausmaße der Wirtschaft identisch sind mit denen der<br />

Erde, desto mehr wird sie sich an den physischen Verhaltensmodus<br />

der Erde anpassen müssen. Dieser Verhaltensmodus ist ein stabiler Zustand<br />

(steady state) – ein System, das qualitative Entwicklung zulässt,<br />

aber nicht gesamtwirtschaftliches quantitatives Wachstum. Wachstum<br />

bedeutet mehr vom selben Zeug; Entwicklung ist die gleiche Menge besseren<br />

Zeugs (oder zumindest anderen Zeugs)« (Daly 2008).<br />

Vor allem mit dem letzten Satz ist Daly auf einer Linie mit anderen Versuchen,<br />

relativ nah am ökonomischen Mainstream zu bleiben, aber doch<br />

eine Wachstumskritik zu artikulieren. 173 Hier bieten sich auch Möglichkeiten,<br />

an gewerkschaftliche Debatten zum qualitativen Wachstum anzuknüpfen<br />

(Reiner 2009).<br />

Ein kürzlich von der britischen Kommission für Nachhaltige Entwicklung<br />

veröffentlichter, einflussreicher Bericht Wohlstand ohne Wachstum<br />

versucht, Konzepte für einen »Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft«<br />

zu finden (Sustainable Development Commission 2009). In<br />

eine ähnliche Richtung versucht die New Economics Foundation – ironischerweise<br />

eine der treibenden intellektuellen Kräfte in der Green New<br />

Deal Group – mit ihrem Bericht Wachstum funktioniert nicht zu gehen.<br />

Dort wird argumentiert, dass allerlei soziale Ziele, allen voran die Armutsreduktion,<br />

nicht primär durch wachstumsorientierte Politiken zu<br />

erreichen sind, sondern dass Politiken eben zuerst auf diese Ziele kon-<br />

173 Vgl. auch die Debatte um Wachstum in luXemburg, 1. Jg., 2009, H. 2, v. a. Capra und<br />

Henderson.<br />

201

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