Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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— Angesichts der großen Anstrengungen und Fortschritte der Industrie<br />
mag es so scheinen, als ginge die Rechnung auf und als seien es<br />
tatsächlich die Unternehmen, die den Klimaschutz und grüne Technologien<br />
vorantrieben. Doch bleibt der kapitalistisch rentable Klimaschutz<br />
weit hinter dem zurück, was technisch möglich wäre. So weist Ernst-<br />
Ulrich von Weizsäcker zum Beispiel darauf hin, dass »physikalisch die<br />
Vervierfachung der Ressourcenproduktivität ohne weiteres möglich ist<br />
... Die eigentliche Fortschrittsbarriere« sei die mangelnde Rentabilität<br />
der Wiederverwertung von Rohstoffen (Weizsäcker 2008, 50 f). Dasselbe<br />
bei der Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen: Zwar ließen sich gigantische<br />
CO2-Einsparungen bei Gebäuden realisieren. Doch »gerade<br />
für Vermieter gibt es noch nicht hinreichende Anreize für eine energetische<br />
Sanierung«. Die Klimaziele der Bundesregierung ließen sich wahrscheinlich<br />
erst dann erreichen, »wenn sich die energetische Sanierung<br />
von Wohnraum für Investoren auch rechnet« (Auer u. a. 2008, 36). Ähnlich<br />
sieht es im Bereich Elektroantriebe aus. So wären Hybrid- oder Elektroautos<br />
natürlich besser für die Atmosphäre. Doch sind sie schlicht zu<br />
teuer. »Die Kosten der Batterie sind extrem hoch und liegen derzeit bei<br />
etwa 1000 Euro pro Kilowattstunde« (Heymann 2009, 11). Die CO2-Vermeidungskosten<br />
liegen bei Hybridwagen laut Unternehmensberatung<br />
McKinsey bei 3000 Euro pro Tonne CO2. 96 Auch bei der CO2-Abscheidung<br />
in Kohlekraftwerken (CCS) deutet sich die Lösung der technischen<br />
Probleme bereits an, die Lösung der ökonomischen Probleme jedoch<br />
noch nicht, da CCS teuer ist und den Wirkungsgrad von Kraftwerken<br />
mindert. 97 Die Rentabilität jedoch ist notwendige Bedingung: »Wenn<br />
das CCS-Verfahren sein Potenzial erfüllen soll, braucht die Wirtschaft<br />
Verdienstmöglichkeiten«, so Shell-Vorstandsvorsitzender Jeroen van der<br />
Veer (FTD 6. 3. 2009).<br />
96 Zur Absatzförderung verlassen sich die Autohersteller daher noch eher auf die Entwicklung<br />
von klassischen Verbrennungsmotoren, deren Spritverbrauch sie zuweilen<br />
schlicht fälschen. So liegen die offiziellen Verbrauchsangaben der Hersteller laut einer<br />
Studie der Deutschen Umwelthilfe bis zu 30 % unter dem tatsächlichen Verbrauch –<br />
eine »systematische Verbrauchertäuschung«, so die DUH, zum Wohle des Profits (Berliner<br />
Zeitung 25.3.2009).<br />
97 Für viele Beobachter des Geschehens scheinen die technische Machbarkeit und die<br />
ökonomische Nutzung einer Technik jedoch dasselbe zu sein: »In der Politik wird oft<br />
so diskutiert, als stehe die CCS-Technologie bereits zur Verfügung. Doch die CO2-Abtrennung<br />
ist von der Marktreife noch weit entfernt. Frühestens 2020 könnte die CO2-<br />
Abscheidung und -Lagerung kommerziell verfügbar sein« (Spiegel-online, 13. 5. 2008,<br />
Hervorhebung d. A.).<br />
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