Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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UMWELTSCHUTZ<br />
IN DER KRISE<br />
frage stärken (dpa 11. 1. 2009), denn sie führe zu vermehrten Käufen<br />
Sprit sparender Modelle. Die Steuer war daher Teil des zweiten Konjunkturpakets,<br />
ebenso wie die sogenannte Umwelt- oder Abwrackprämie.<br />
Die Umweltprämie war eine Reaktion der deutschen Politik auf die Wirtschaftskrise<br />
Anfang 2009. Der Staat zahlte dabei den Haltern von Altfahrzeugen<br />
eine Prämie von 2 500 Euro, wenn sie ihr mindestens 9 Jahre<br />
altes Fahrzeug verkaufen und einen Neu- oder Jahreswagen erwerben,<br />
der mindestens der Abgasnorm Euro4 entspricht. Damit sollte der Verkauf<br />
von Autos in Deutschland angekurbelt werden, was auch gelang.<br />
Die Prämie führte bei VW zum Beispiel dazu, dass der Konzern im Februar<br />
2009 so viele Autos verkaufte wie noch nie. Nach einem Jahr des<br />
Rückgangs zogen die Pkw-Zulassungen in Deutschland ab Juni 2009<br />
kräftig an. Die Abwrackprämie trug maßgeblich dazu bei, die Rezession<br />
im Frühjahr 2009 zu beenden. Auch andere Länder folgten dem deutschen<br />
Beispiel.<br />
Nach Aussagen der Bundesregierung sollte die Prämie auch einen Beitrag<br />
zur Reduzierung der Schadstoffbelastung leisten, wobei unterstellt<br />
wurde, dass die neu erworbenen Fahrzeuge umweltverträglicher sind<br />
als die verschrotteten Fahrzeuge. Diese Rechnung ging allerdings nicht<br />
auf. Denn erstens wurde bei der Ökobilanz eines Fahrzeugs seine Herstellung<br />
nicht berücksichtigt – schließlich verursacht der Herstellungsprozess<br />
einen Großteil der Gesamtemissionen eines Autos und benötigt<br />
viel Energie. Wird ein funktionsfähiges Fahrzeug verschrottet, so<br />
ist dies unökologisch. Dies trifft gerade bei deutschen Fahrzeugen zu:<br />
»Neun Jahre alte Autos deutscher Premium-Hersteller sind noch lange<br />
keine Schrottkisten. Ein unfallfreier BMW oder Mercedes wird auch<br />
schon mal 20 Jahre gefahren, ein VW Golf schafft es häufig bis zum Alter<br />
von 15 Jahren« (Hans-Werner Sinn, Chef des Ifo-Instituts in: Wirtschaftswoche<br />
4. 2. 2009). 127 Zweitens verbrauchen neue Autos oft nicht<br />
weniger Treibstoff, da sie schwerer und ihre Motoren stärker geworden<br />
sind. »Wie man es auch dreht und wendet: Bei allen auch nur halbwegs<br />
127 Bemerkenswert ist, dass Sinn wie auch viele andere Ökonomen die Abwrackprämie<br />
damit kritisierten, sie zerstöre volkswirtschaftliche Werte. Denn eigentlich funktionstüchtige<br />
Fahrzeuge würden verschrottet. Bemerkenswert ist dies, da offensichtlich<br />
auch geschulte Ökonomen nicht wissen, dass es im <strong>Kapitalismus</strong> nicht um produzierte<br />
»Werte« geht, sondern um die Produktion von Wachstum, dem zur Not auch<br />
Gebrauchswerte (funktionstüchtige Autos) geopfert werden müssen. Dies zeigt:<br />
Kapitalistisches Wachstum geht nicht nur zu Lasten der Natur, sondern auch des<br />
Gebrauchswerts.<br />
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