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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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del bedrohten Menschen, Arten und Ökosysteme ab. Oder anders: Die<br />

Politik ist mit der Frage konfrontiert, wie viel Klimaschutz sie sich überhaupt<br />

leisten will. »Welches Maß an Klimawandel als gefährlich und welches<br />

als noch hinnehmbar angesehen wird, ist keine rein wissenschaftliche<br />

Frage. Sie beinhaltet normative und politische Urteile darüber,<br />

welche Risiken akzeptabel sind« (Hare 2009, 72). Aus diesem Grund<br />

gilt in der internationalen Politik inzwischen ein Anstieg der globalen<br />

Durchschnittstemperatur um 2° C als unabwendbar und irgendwie akzeptabel.<br />

Zwar würde dies laut Stern zu einem Verlust von 1 % des globalen<br />

BIP führen. Doch ist dies lediglich ein globaler Durchschnitt. Laut<br />

dem jüngsten Weltentwicklungsreport der Weltbank 36 betragen die Kosten<br />

für Afrika eher 4 % des BIP, im Falle Indiens 5 %. Steigt die globale<br />

Temperatur innerhalb des in den Industriestaaten als akzeptabel geltenden<br />

Rahmens an, resultieren laut Stern-Report daraus Katastrophen<br />

in der Sahel-Zone, sinkende Ernteerträge vor allem in Afrika, eine steigende<br />

Zahl von hungernden Menschen (vor allem in Afrika und Westasien),<br />

Wasserknappheit für eine Milliarde Menschen in den 2080ern,<br />

bzw. stark abnehmende Wasservorräte, die ein Sechstel der Weltbevölkerung<br />

bedrohen werden, hauptsächlich auf dem indischen Subkontinent,<br />

in Teilen von China und in den südamerikanischen Anden. Bis 2030<br />

wären nach Schätzungen der Weltbank zusätzlich 90 Millionen Menschen<br />

in Afrika malariagefährdet, Diarröh-Infektionen stiegen in armen<br />

Ländern um 5 %. Zudem werden 15 bis 40 Prozent der Arten vom Aussterben<br />

bedroht sein. Auch die steigenden Meeresspiegel bedrohen vor<br />

allem arme Länder – zehn der 15 größten Städte in den Entwicklungs-<br />

und Schwellenländern liegen in Meeresnähe, darunter Schanghai, Kairo<br />

und Mumbai. Die AOSIS-Gruppe kleiner Inselstaaten, deren Existenz<br />

durch einen Anstieg des Meeresspiegels bedroht ist, fordert daher eine<br />

Begrenzung des Temperaturanstiegs auf maximal 1,5° C.<br />

Auch bei einer Erwärmung der Atmosphäre um nur 2° C rechnet Stern<br />

allein in Afrika mit bis zu 40 bis 60 Millionen Opfern (Stern laut Spiegel<br />

45/2006) – Opfer, deren Rettung gemäß der Kostenrechnung offensichtlich<br />

zu teuer ist. Denn um eine Erwärmung von weniger als 2° C<br />

zu erreichen, darf die THG-Konzentration nicht über 450 ppm CO2e<br />

steigen, und dazu müssten die globalen Emissionen bis 2050 etwa 70<br />

Prozent unter ihren derzeitigen Niveaus liegen. Um dies zu erreichen,<br />

36 World Development Report 2010: Development and Climate Change. New York 2010<br />

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