Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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onalen Konzernen schickt sich an, in den Wüsten (deserts) Nordafrikas<br />
Solarkraftwerke mit einem – voraussehbar viel zu niedrig kalkulierten –<br />
Investitionsaufwand von rund 400 Milliarden Euro zu bauen, um neben<br />
dem Strombedarf vor Ort rund 15 Prozent des europäischen Strombedarfs<br />
zu decken. Mit von der Partie sind u. a. die Deutsche Bank, die<br />
Investoren zur Finanzierung auftreiben und zusammenführen soll, die<br />
Münchner Rück, RWE und E.on, Siemens und Schott Solar, MAN Solar<br />
Millennium, der Schweizer Technologiekonzern ABB, das spanische<br />
Unternehmen Abengoa Solar und der größte Privatkonzern Algeriens,<br />
die Cevital-Gruppe. Das Projekt wurde in den Medien emphatisch als<br />
»die größte private Ökostrom-Initiative aller Zeiten« (Süddeutsche Zeitung<br />
19. 6. 2009) begrüßt. Gerhard Knies, Aufsichtsratschef der Desertec-<strong>Stiftung</strong>,<br />
erklärte: »Ich möchte der Industrie meinen Glückwunsch<br />
aussprechen, dass die Rettung der Welt die größte ethische Aufgabe und<br />
zugleich das größte Geschäft der Zukunft sein dürfte« (Süddeutsche<br />
Zeitung 13. 7. 2009). Greenpeace befürwortet das Projekt ebenso wie die<br />
Bundeskanzlerin und ihr Ex-Umweltminister.<br />
Doch solcher Typ von Projekten ist gerade kein Anknüpfungspunkt der<br />
Linken in Unternehmensstrategien und Politik der Herrschenden. Desertec<br />
bedeutet Konstituierung eines extremen privaten Machtmonopols<br />
auf einem zukunftsentscheidenden Feld. Desertec steht für jene<br />
Konturen eines grünen <strong>Kapitalismus</strong>, die in eine falsche Richtung weisen.<br />
Die Energieversorgung in Nordafrika wird monopolisiert, statt Entwicklungspolitik<br />
durch dezentrale Energieversorgung zu stärken. Diese<br />
Machtkonzentration wird die Monopolpreispolitik im Energiesektor internationalisieren<br />
und zementieren. Die Potenziale erneuerbarer Energien<br />
für Dezentralisierung und Kommunalisierung, für Arbeitsplätze<br />
vor Ort, für einen demokratischen Einfluss von Bürgerinnen und Bürgern<br />
auf ihre Energieversorgung und lokale Wirtschaftskreisläufe werden<br />
verspielt. Zudem könnte das Projekt nach Schätzungen kritischer<br />
Energieexperten teurer werden als ein dezentraler Mix verschiedener erneuerbarer<br />
Energien. Hermann Scheer, Präsident von Eurosolar und alternativer<br />
Nobelpreisträger, erwartet, dass bis zum Zeitpunkt der Lieferfähigkeit<br />
von Desertec – frühestens 2020 – die dezentrale Solar- und<br />
Windstromerzeugung in Deutschland preisgünstiger als das Desertec-<br />
Angebot sein wird (www.sonnenseite.com/Aktuelle+News,Hermann+<br />
Scheer+zum+DESERTEC-Konzept). Er schreibt: »Die Konzerne verfol-<br />
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