Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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wandels für die Unternehmen selbst über denen liegen, die sie für den<br />
Klimaschutz aufbringen müssen, können sie nach betriebswirtschaftlichen<br />
Maßstäben zu Anstrengungen für die Bewahrung der bisherigen<br />
Klimastabilität beitragen. Doch dieser Maßstab wird ein Klimadesaster<br />
nicht abwenden.<br />
Das Fazit: Ein kapitalistisch rentabler Klimaschutz bleibt systemisch bedingt<br />
hinter dem bereits technisch Möglichen und erst recht hinter den<br />
dramatischen Anforderungen an die Abwendung einer Klimakatastrophe<br />
zurück. In einem grünen <strong>Kapitalismus</strong> werden mögliche umweltpolitische<br />
Teilerfolge immer wieder zu Lasten sozialer Lösungen, auf<br />
Kosten der Lohnabhängigen, auf dem Rücken der Bevölkerung in konkurrenzschwächeren<br />
Ländern und zudem vorbei an langfristigen strukturellen<br />
Lösungen auch für künftige Generationen realisiert werden –<br />
wenn dem keine wesentliche Veränderung der Kräfteverhältnisse entgegen<br />
steht. Die internationale Klimadiplomatie entwickelt sich als eine<br />
neue Form zwischenstaatlicher Rivalität und der Konkurrenz um die<br />
Verteilung der Gewinne und Verluste der Klimapolitik. Ein Green New<br />
Deal, der dem Wirtschaftswachstum neue entscheidende Impulse verliehe,<br />
wäre »genau das Schlechteste, was dem Klima zustoßen kann«, so<br />
Stephan Kaufmann und Tadzio Müller.<br />
Die in der hier vorliegenden Arbeit angebotene Schlussfolgerung der beiden<br />
ist radikal. Es gehe nicht darum, in den Konzepten eines Green New<br />
Deal nach positiven Ansätzen für Klimabündnisse zu suchen. Einem<br />
Projekt, das kapitalistischem Wachstum neuen Atem verspricht, gebühre<br />
nicht Unterstützung, sondern Ablehnung. »Und da es ohne Wachstum<br />
mittelfristig keinen <strong>Kapitalismus</strong> geben kann, bedeutet das notwendigerweise,<br />
über eine postkapitalistische Wirtschaftsordnung nachzudenken.«<br />
Wie kann eine Wirtschaft ohne Wirtschaftswachstum aussehen?<br />
Und wie kann effektive Gegenmacht aufgebaut werden? Dazu werden<br />
wichtige Denkanstöße präsentiert. Die von den beiden Autoren vorgelegte<br />
Kritik eines grünen <strong>Kapitalismus</strong> ist sachlich fundiert, auf Tatsachen<br />
gestützt und wird logisch argumentierend entwickelt. Ihre Radikalität<br />
bedarf keiner radikalistischen Wortwahl. Sie schließt die Darstellung<br />
von Kapitalinteressen und politischen Interessen von Teilen der<br />
Machteliten an einer – wenn auch begrenzten – ökologischen Modernisierung<br />
des <strong>Kapitalismus</strong> durchaus ein, im Gegensatz zu manchen<br />
von den Autoren abgelehnten ewig-gleichen Aburteilungen des <strong>Kapitalismus</strong><br />
in klassischer Art und Weise.<br />
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