Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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te und ihr Wachstum dem sich wandelnden Zeitgeist entsprechend mit<br />
grünen Technologien und Gütern zu realisieren. Dazu könnten neue<br />
grüne Kapitalfraktionen, darunter Strategen in Energiekonzernen, der<br />
IT-Branche und der Versicherungswirtschaft, Akteure wie z. B. die Clinton<br />
Climate Initiative (Der Spiegel 30/2007), das von 314 Großinvestoren<br />
getragene Carbon Disclosure Project (www.cdprojekt.net) und die<br />
Gates-<strong>Stiftung</strong> (Schumann 2008, 367) gehören.<br />
Viele Linke wie Paul Burkett (2008), Neil Smith (2008), Elmar Altvater<br />
(2009) und Victor Wallis (2008) lehnen allerdings die Annahme eines<br />
für die Umwelt partiell positiven Handlungspotenzials von Teilen der<br />
Machteliten im Rahmen eines Green New Deal mehr oder weniger vehement<br />
ab. »Die ›Moderaten‹ haben mit ihren hartnäckigen Versuchen,<br />
einem System, das zwangsläufig alles in seinem Wege Liegende niedertrampelt,<br />
ein ökologisches Heilmittel zu entlocken, jeden Realitätssinn<br />
verloren« (Wallis 2008, 882). Träfe als einzig realistische Erwartung<br />
zu, die künftige Politik des gesamten herrschenden Blocks müsse<br />
pfadabhängig einer Fortsetzung der bisherigen herrschenden Klimapolitik<br />
folgen, dann hätte er zweifellos recht. Allerdings hätte dann überhaupt<br />
keine von allen denkbaren Politikvarianten einer Linken, die über<br />
die entscheidenden Machtressourcen (noch) nicht verfügt, eine Chance,<br />
im Zeitfenster von wenigen Jahren eine Klimawende wenigstens<br />
einzuleiten.<br />
Wenn die Linke aber weitreichende Veränderungen der Kräfteverhältnisse<br />
erreichen könnte, die zwar die Herrschaft der Machteliten in absehbarer<br />
Zeit nicht unmittelbar infrage stellen, diese aber unter weit<br />
stärkeren Druck als gegenwärtig setzen würde, könnte die Sache ganz<br />
anders aussehen. Dann könnten sich wie einst zur Zeit des Rooseveltschen<br />
New Deal Minderheiten der politischen Klasse zu weitreichenden<br />
– diesmal umwelt- und klimaorientierten – Reformen genötigt sehen,<br />
die die Destabilisierung des Klimas verlangsamen und Chancen bieten<br />
würden, den so entstehenden grünen <strong>Kapitalismus</strong> über das von Seiten<br />
der Herrschenden Intendierte hinauszutreiben – in die Richtung einer<br />
zunehmend antikapitalistischen Transformation, eines demokratischen<br />
Sozialismus. Die entscheidende Bedingung dafür ist die Stärkung der<br />
Linken und aller sozialen und ökologischen Kräfte für ein mächtiges<br />
Mitte-Unten-Bündnis.<br />
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