Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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illiger ist als eine Reduktion am Heimatstandort. Die im Entwicklungsland<br />
eingesparten Emissionen kann das Land oder das Unternehmen auf<br />
das eigene Emissionsbudget anrechnen lassen. Schließlich, so die Argumentation,<br />
ist es für das Klima unerheblich, wo auf der Welt die Emissionsreduktion<br />
stattfindet. Mit dem CDM soll den Industrieländern das<br />
Erreichen ihrer Reduktionsziele erleichtert werden, indem sie ihre Klimaschutzbemühungen<br />
ins Ausland verlagern. Der deutsche Industrieverband<br />
BDI sieht im CDM daher einen wichtigen Schritt mit »klimaschützender<br />
und Wertschöpfung in Deutschland erhaltender Wirkung«<br />
(BDI 2005, 14). Auch das von dem Unternehmen finanzierte Institut der<br />
deutschen Wirtschaft (IW) lobt CDM als besonders billige Maßnahme.<br />
Denn »gerade in Ländern wie China oder Indien kosten Klimaschutzprojekte<br />
weit weniger als hierzulande« (iwd 4. 12. 2008).<br />
Kritik des Emissionshandels<br />
Der Emissionshandel genießt hohes Ansehen. Gegenüber klassischen<br />
Politikinstrumenten wie Grenzwerten und Verboten soll der Emissionshandel<br />
effektiver und vor allem effizienter sein. 107 Denn mit ihm soll<br />
ein »marktwirtschaftlicher« Mechanismus gefunden sein, der Unternehmen<br />
zur CO2-Reduktion animiert und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum<br />
schont. »Emissionsrelevante Entscheidungen liegen ausschließlich<br />
beim Emittenten. Er entscheidet, ob, wann, wie und wie viel<br />
er reduziert. Seine Entscheidung trifft er allein unter Kostengesichtspunkten«<br />
(BMU zit. nach Ptak 2008, 46). Denn ein direkter Zwang stelle<br />
für die Unternehmen zudem einen starken Anreiz dar, die Verbote zu<br />
umgehen. Während Verbote eine rein negative Kalkulation mit den Kosten<br />
für Luftverschmutzung begründen, bietet der Emissionshandel den<br />
Unternehmen Chancen – Chancen auf die Nutzung von Emissionszertifikaten<br />
als Mittel des Profits; und die Chance, bei Bedarf die Atmosphäre<br />
stärker als erlaubt zu verschmutzen – denn das ist nicht verboten, sondern<br />
kostet nur Geld. Das eröffnet Freiheiten für all jene Unternehmen,<br />
die sich diese Zusatzkosten leisten können. »Die Welt steht vor der Alternative,<br />
das Weltklima mit marktwirtschaftlichen Methoden und da-<br />
107 Diese Position ist sehr umstritten. So halten viele Wirtschaftswissenschaftler eine<br />
einfache Besteuerung fossiler Energieträger für wirksamer als den Emissionshandel.<br />
Denn während der CO2-Zertifikatepreis schwankt, böte eine feste Steuer den Unternehmen<br />
Planungssicherheit bei ihren langfristigen Investitionen. Auch wäre ihre<br />
Durchsetzung und Verwaltung wesentlich einfacher. In anderen Bereichen des Klimaschutzes<br />
hat sich die Wirksamkeit von puren Verordnungen bereits bewährt.<br />
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