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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Und welche Idee müssen wir uns dann auf die Fahnen schreiben, um<br />

für das zu kämpfen, was wir schon damals wollten? Der englische Dichter<br />

William Morris formulierte diese ewige Kreisbewegung am besten:<br />

»Die Menschen kämpfen und unterliegen, und die Sache, für die sie<br />

kämpfen, setzt sich trotz ihrer Niederlage durch; und wenn das Ziel erreicht<br />

ist, erweist sich, dass es nicht das ist, was sie eigentlich meinten,<br />

und dass andere Menschen zu kämpfen haben für das, was sie meinten,<br />

doch unter anderem Namen.« 169<br />

Was also sind die Vor- und Nachteile dieses Begriffes? Sein größter Vorteil<br />

ist genau seine Offenheit – also die Tatsache, dass er von vielen Seiten<br />

mit vielen Bedeutungen gefüllt werden kann, ohne (zumindest bisher)<br />

seine systemkritische Kraft zu verlieren, auch wenn die in ihm enthaltenen<br />

Politikverständnisse sich durchaus unterscheiden. Wenn autonome<br />

Gruppen aus Deutschland, US-amerikanische indigene Bewegungen,<br />

NGOs aus den Philippinen und viele andere mehr sich alle in einem<br />

Begriff wiederfinden, dann gilt es, diesen beizubehalten und weiterzuentwickeln.<br />

Da linke Politik nicht mehr auf die einende Kraft einer<br />

Partei, der historischen Mission, oder die spontane Einheit der Arbeiterklasse<br />

vertrauen kann, müssen Äquivalenzen und Verbindungen<br />

zwischen verschiedenen Kämpfen, Bewegungen, »Subjektpositionen«<br />

diskursiv hergestellt werden. Während die negative Einheit der globalisierungskritischen<br />

Bewegung über die Ablehnung des Neoliberalismus<br />

hergestellt wurde, ist die Klimagerechtigkeitsbewegung in dieser Hinsicht<br />

durchaus weiter. Denn trotz der Schwammigkeit des Begriffes ist<br />

er deutlich konkreter und positiver als eine simple Ablehnung der »falschen<br />

Lösungen«. Der Begriff der Klimagerechtigkeit hat dementsprechend<br />

bisher äußerst positive Effekte auf die Zusammensetzung und<br />

Breite der Klimabewegung gehabt.<br />

Aus der entstehenden Klimabewegung in der BRD heraus betrachtet, ist<br />

der Begriff aber auch problematisch. Trotz seiner »radikalen« Geschichte<br />

krankt die Rezeption des Begriffes hierzulande daran, dass er vor allem<br />

über die englischsprachige Diskussion hierher gekommen ist, die wiederum<br />

von einigen NGOs und deren tendenziell technokratischem Politikverständnis<br />

dominiert wird. Trotz der Versuche, in der Kopenhagen-<br />

Mobilisierung den Begriff der Klimagerechtigkeit von links her zu besetzen<br />

und wieder zu einem Konzept-im-Kampf zu machen, bleiben im-<br />

169 Zitiert nach Hardt/Negri (2000, 9).<br />

196<br />

VOR- UND NACHTEILE<br />

DES BEGRIFFS

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