13.05.2013 Aufrufe

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

elle Krise von im starken Sinne »sozialdemokratischen« Kräften dazu,<br />

dass kaum eine der großen Parteien noch die Interessen derjenigen repräsentierte,<br />

die sich vom Neoliberalismus benachteiligt fühlten. Im Bezug<br />

auf die USA wird der Autor eines Berichts zum Thema Vertrauen in<br />

öffentliche Institutionen mit den Worten zitiert, dass, auch angesichts<br />

der eklatant gestiegenen Ungleichheit (Krugman 2006), »der Glaube in<br />

Autoritäten« und »das Vertrauen zwischen der Öffentlichkeit und den<br />

Eliten völlig eingebrochen« sind. Daher sind die Menschen immer weniger<br />

»willens, dem Rat der Wirtschaftsführer infragen des nationalen<br />

wirtschaftlichen Interesses zu folgen« (FT 1. 10. 2009). Vor allem letzteres<br />

ist aus einer gramscianischen Perspektive interessant, da es ja gerade<br />

die Fähigkeit einer führenden Klasse ist, im Kampf um Hegemonie<br />

ihr eigenes Interesse als das allgemeine Interesse darzustellen (vgl.<br />

MEW 3, 47), bzw. real zu verallgemeinern und die Interessen der Subalternen<br />

zu integrieren (Gramsci, Gef. 7, 1584).<br />

Aus dieser Perspektive betrachtet, war der »Krieg gegen den Terrorismus«<br />

nicht nur eine globale Strategie der Vereinigten Staaten zur imperialen<br />

Sicherung von Ölquellen und Respekt. Er war Ausdruck einer<br />

neuen autoritären Wendung des Neoliberalismus, um mangelnde Legitimität<br />

und soziale Spannungen durch Kontroll- und Sicherheitspolitiken<br />

zu kompensieren (Candeias 2004/2009, 404 ff.). Ein Indiz der hier<br />

besprochenen politischen Krise, der kurzatmige Versuch, durch eine<br />

Strategie der Dominanz das Ende der Hegemonie, das Defizit an Legitimität<br />

zu verdecken bzw. die Herrschaft ohne Hegemonie zu sichern<br />

(Haug 2003).<br />

Eine Legitimationskrise führt also nicht unbedingt zu einer emanzipatorischen<br />

politischen Praxis. Sie kann genauso gut zu Apathie und dem<br />

Zerfall kollektiver politischer Akteure führen. Aber sie öffnet politischen<br />

Raum, denn Herrschaft ist mittelfristig nur stabil, wenn die jeweils Untergebenen<br />

die Herrschaftsbeziehung als legitim betrachten (Weber 1964).<br />

Und die Aktionen der globalisierungskritischen Bewegung trugen zentral<br />

dazu bei, diesen Raum zu öffnen: »Eine andere Welt ist möglich!« Jedoch,<br />

die Legitimationskrise, die Ende der 1990er begann, führte nicht<br />

dazu, dass die zentralen Policy-Prozesse der neoliberalen Offensive signifikant<br />

verlangsamt werden konnten: Privatisierung, Kommodifizierung,<br />

Einhegung, sie alle schritten eilig fort ... 8<br />

8 Dass der Neoliberalismus auf dieser Policy-Trias beruht, argumentiert vor allem David<br />

Harvey, 2005.<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!