Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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dem BDI-Rohstoffkongress 2007. »Wohin in der Welt wir auch kommen,<br />
waren oft schon andere Politiker da, die sich für ihre Staaten bestimmte<br />
Rohstoffreserven gesichert haben – und das auf ziemlich lange<br />
Zeit« (zit. nach Kaufmann 2008, 43).<br />
Die Unsicherheit bezüglich der physischen Versorgung mit Rohstoffen<br />
bezieht sich nicht nur auf die Existenz der Rohstoffe in der Erdkruste,<br />
sondern auch auf die Lieferfähigkeit der Exportstaaten. Bezweifelt wird,<br />
ob letztere ausreichend Investitionen tätigen, um die Erschließung,<br />
Ausbeutung, Weiterverarbeitung und auch den Transport der Rohstoffe<br />
zu gewährleisten. Hier besteht eine politische Abhängigkeit: »Wir sind<br />
der Ansicht, dass die Ölproduzenten ihre Fördermenge bedeutend erhöhen<br />
müssten, wir sind uns aber nicht sicher, dass sie es tun werden«, so<br />
IEA-Chefökonom Fatih Birol (Schneider 2008). Das könnte dramatische<br />
Folgen haben. Da große Ölkonzerne derzeit ihre Investitionen in neue<br />
Förderprojekte stoppten, könne es bei Wiederanziehen der Nachfrage<br />
schon 2013 zu einem Versorgungsengpass kommen, meint IEA-Direktor<br />
Nobuo Tanaka (Süddeutsche Zeitung 28. 2. 2009). Tanaka erwartet,<br />
dass die Lage sich bis 2013 zuspitzt, weil weltweit die Ölförderkapazitäten<br />
sinken und die Reservevorräte bis dahin stark schrumpfen. Je stärker<br />
die Ölnachfrage nach 2010 steigt, desto früher könnte der Engpass<br />
eintreten. Bei dem prophezeiten Engpass könnte der Höchststand des<br />
Ölpreises vom Sommer 2008 übertroffen werden und bis zu 200 Dollar<br />
pro Barrel erreichen. Auf die derzeitige Wirtschaftskrise könnte daher<br />
schon bald eine noch schlimmere, von Ölmangel ausgelöste weltweite<br />
Krise folgen. Damit registrieren die Industrieländer die Rohstoffkrise<br />
als verschärften Kampf um Zugang zu den für die Produktion<br />
von Industriegütern notwendigen und unersetzlichen Rohstoffen.<br />
Ein Analysepapier der Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong> warnt daher, dass<br />
der neue »Wettlauf um Zugriffsmöglichkeiten auf Öl und Gas … leicht<br />
in einen ›neuen kalten Krieg‹ um Energie oder in ›heiße Ressourcenkriege‹<br />
ausarten könnte«. 41<br />
Kosten<br />
Die zweite Unsicherheit ergibt sich aus den Kosten für Energie. Denn Öl<br />
und Gas mögen zwar physisch existieren. Was jedoch zählt, ist ihr Preis.<br />
Dieser ist in den vergangenen Jahren in die Höhe geschossen, auch we-<br />
41 Kompass 2020 ›Energiesicherheit‹. http://library.fes.de/pdf-files/iez/04802.pdf<br />
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