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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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abgebaut, und in vielerlei Hinsicht wird wieder nach der nächsten Möglichkeit<br />

gesucht, eine Investitionsblase zu schaffen (Friends of the Earth<br />

US 2009). Außerdem sind Finanzkapitalisten eine der zentralen gesellschaftlichen<br />

Kräfte im GND-Projekt. Unter den gegebenen Umständen<br />

lässt sich also annehmen, dass auch diese Tendenz weiter zum mittelfristigen<br />

Anstieg der Nahrungsmittelpreise beitragen wird.<br />

Die Reproduktionslücke<br />

Dieses Bild ist natürlich nicht vollständig – es fehlen Diskussionen über<br />

die Bedingungen in den verschiedenen Ländern, über den Bildungsstand<br />

und viele andere Faktoren, welche in die Kosten der gesellschaftlichen<br />

Reproduktion einfließen. Dieses Bild ist auch nicht unangreifbar – was<br />

passiert, wenn bedeutende Fortschritte in erneuerbaren Energien dazu<br />

führen, dass Energiepreise drastisch sinken und gleichzeitig eine Wende<br />

weg von fossilen Brennstoffen eingeleitet wird? Dennoch liefert das oben<br />

entwickelte Argument ausreichend Gründe für die Annahme, dass, sollte<br />

kapitalistisches Wachstum mittelfristig wiederhergestellt werden, es sehr<br />

wahrscheinlich ist, dass die Kosten der gesellschaftlichen Reproduktion<br />

weiter ansteigen werden. Gleichzeitig, wie weiter oben dargelegt, werden<br />

Löhne vermutlich stagnieren oder gar weiter sinken. Was dann?<br />

Bevor wir diese Frage beantworten, müssen wir uns zuerst in Erinnerung<br />

rufen, dass gesellschaftliche Reproduktion natürlich nicht allein in und<br />

durch Löhne in monetarisierten Bahnen stattfindet. 153 Die italienischen<br />

Feministinnen der 1970er Jahre waren nicht die ersten, die darauf hinwiesen,<br />

dass, wenn die Reproduktion der lohnabhängigen Klasse ausschließlich<br />

von Löhnen abhinge, es vermutlich kaum eine Arbeiterklasse gäbe,<br />

die die Fabriken bemannen könnte (z. B. Dalla Costa/James 1975). Unbezahlte<br />

reproduktive Arbeit, meist von Frauen ausgeübt, spielt eine zentrale<br />

Rolle in der Reproduktion des gesellschaftlichen Lebens, ebenso wie<br />

nicht-warenförmige gemeinschaftliche Ressourcen, die in der Literatur<br />

als commons bezeichnet werden, also als Allmende. 154 Natürlich sind diese<br />

Beispiele durchaus unterschiedlich zu bewerten – dass sich vor allem<br />

männliche Arbeiter darauf verlassen, dass Frauen mehr unbezahlte Hausarbeit<br />

leisten, ist kein Schritt in Richtung Emanzipation, die Höherbewertung<br />

gemeinschaftlicher Allmende andererseits schon – klar ist aber, dass<br />

gesellschaftliche Reproduktion nicht nur durch den Lohn stattfindet.<br />

153 Wir danken Massimo de Angelis für seine hilfreichen Kommentare zu diesem Abschnitt.<br />

154 Zur historischen Rolle der Commons z. B. Linebaugh (2008).<br />

175

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