Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Überlandleitungen, gegen Atomkraft, gegen … (beliebiges einsetzen) …<br />
Hauptsache man ist gegen was, aber wie das ganze am Ende noch funktionieren<br />
soll, darüber schweigt man oder noch besser belügt man den<br />
Bürger. Ich sage das noch mal für alle hier, 100 % EE ist ein grünes Ammenmärchen,<br />
von Lobbygruppen erlogenes, aus den Finger gesaugtes,<br />
an den Haaren herbeigezogenes Lügengebäude von fachunkundigen<br />
Sozialpädagogen, Rechtsanwälten, Politwissenschaftlern …« 134<br />
Das Lobby-Argument greift zu kurz. Zur Beantwortung der Frage, warum<br />
bestimmte Interessengruppen von der Politik berücksichtigt werden,<br />
muss man die Kriterien beleuchten, die die Politik bei ihren Entscheidungen<br />
anlegt. Im Falle der Energie- und Klimapolitik ist dies die<br />
»Nachhaltigkeit«, definiert als Zusammentreffen von »Wirtschaftlichkeit«,<br />
»Versorgungssicherheit« und »Umweltschutz«, letzterer definiert<br />
als Senkung der Kosten zum Erhalt der für das Wirtschaftswachstum<br />
notwendigen natürlichen Bedingungen. An diesen Erfordernissen eines<br />
kapitalistischen Standortes müssen sich Maßnahmen zur CO2-Reduktion<br />
messen lassen.<br />
Kritikabel ist mithin nicht die Lobby, sondern der Maßstab der »Nachhaltigkeit«,<br />
den die Politik beim Klimaschutz anlegt und der den notwendigen<br />
Klimaschutz verhindert. Was diese Nachhaltigkeit bedeutet,<br />
zeigt auch der Grenzwert, der sich international durchgesetzt hat: Das<br />
Klima als geschützt betrachtet die Politik, wenn sich die globale Durchschnittstemperatur<br />
nicht stärker als 2°C erhöht. 135 Denn bei stärkerer Erwärmung<br />
»explodieren die Kosten«, die Folgen sind nicht mehr kalkulier-<br />
oder beherrschbar, wie es heißt. Ausgedrückt ist damit<br />
— erstens, dass die Umwelt durch ihre kapitalistische Bewirtschaftung<br />
inzwischen so stark geschädigt ist, dass schlicht der Fortbestand<br />
der natürlichen Grundlagen des <strong>Kapitalismus</strong> und damit das Wirtschaftsmodell<br />
<strong>Kapitalismus</strong> (bzw. die kapitalistische Produktionsweise)<br />
selbst gefährdet ist. Insofern erkennt die Politik die Notwendigkeit von<br />
Ausgaben an, die zum Erhalt des umweltschädlichen Wirtschaftsmodells<br />
nötig sind;<br />
134 Ökologismus-Blog, 19. Januar, 10:18 Uhr: www.oekologismus.de/?p=1115. Siehe auch:<br />
»Sieg der Solar-Lobby« (FAZ 6. 6. 2008).<br />
135 »Dänemarks Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen sprach sich für Entscheidungen<br />
beim Klimagipfel im Dezember aus, mit denen eine Begrenzung der Erderwärmung<br />
auf nicht mehr als 2°C sichergestellt werde« (Spiegel-online 15. 2. 2009).<br />
146