Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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CDM: EINLADUNG<br />
ZUM BETRUG<br />
zu verbilligen. Durch Investitionen in den Erhalt der Natur oder durch<br />
den Kauf von Zertifikaten in armen Ländern können sich Unternehmen<br />
aus den Industriestaaten das Recht zur Verschmutzung erkaufen – das<br />
Recht zur Produktion erwerben die reichen Länder dann also dadurch,<br />
dass sie die armen Länder zur Unterlassung von Produktion verpflichten.<br />
So wird ökonomische Unterentwicklung perpetuiert – zum Wohle<br />
des Klimas und zum Wohle der Bilanzen in den G7-Staaten. »Entwicklungs-<br />
und vor allem Schwellenländer werden als Lieferanten von strategischen<br />
Rohstoffen und billigen CO2-Zertifikaten und darüber hinaus<br />
als Importeur europäischer Technologien im Bereich erneuerbare<br />
Energien und ›kohlenstoffarmer‹ Kraftwerke angesehen« (Brunnengräber<br />
2008b, 50).<br />
Kritik des CDM<br />
Der CDM ist von vornherein kein Mittel für zusätzlichen Klimaschutz,<br />
sondern lediglich für eine Verlagerung von Kohlendioxid-Ausstoß. Er<br />
verteilt Emissionsrechte von Süd nach Nord. Was durch ein CDM-Projekt<br />
im Süden zusätzlich an CO2 eingespart wird, darf der Norden emittieren.<br />
Der CDM ist mithin selbst im Idealfall nur ein Nullsummenspiel.<br />
Doch sorgt auch hier das betriebswirtschaftliche Interesse an der Verschmutzung<br />
der Atmosphäre beziehungsweise an der Senkung der Kosten<br />
der Emissionsminderung dafür, dass der Klimaschutz stets gefährdet<br />
ist. Denn die Unternehmen aus den Industrieländern machen sich<br />
die Tatsache zu Nutze, dass Entwicklungsländer keiner CO2-Reduktionsverpflichtung<br />
unterliegen. Daher muss bei jedem CDM-Projekt sichergestellt<br />
werden, dass die durch ihn erfolgende Emissionsvermeidung zusätzlich<br />
ist (Additionality). »Nur wenn die Projekte tatsächlich in eine zusätzliche<br />
Minderung des Treibhausgasausstoßes münden, also über eine<br />
business as usual-Entwicklung in dem jeweiligen Gastland hinausgehen,<br />
ist der CDM ein Nullsummenspiel für den Klimaschutz. Denn jede im<br />
Süden zusätzlich vermiedene Tonne CO2 wird dem Norden gutgeschrieben<br />
und berechtigt dort zu einem Mehrausstoß von eben jener Tonne<br />
dieses Treibhausgases« (Brouns/Witt 2008, 74). Umgekehrt: Werden<br />
mit CDM-Projekten klimafreundliche Anlagen im Süden finanziert, deren<br />
Bau ohnehin vorgesehen war (z. B. weil der Bau einer Windkraftanlage<br />
ohnehin rentabel ist), so erhöht der CDM den globalen CO2-Ausstoß.<br />
Denn im Süden hat sich durch das CDM-Projekt nichts verändert, und<br />
im Norden darf dafür mehr CO2 ausgestoßen werden.<br />
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