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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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2007, 22). Ein zweites Mal wurden globale Treibhausgasemissionen in<br />

der gegenwärtigen Rezession reduziert: Zwar sind globale Daten noch<br />

nicht erhältlich, aber da einerseits ein äußerst enger Zusammenhang<br />

zwischen Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch besteht und andererseits<br />

ein enger Zusammenhang zwischen Energieverbrauch und<br />

Kohlenstoffemissionen, erscheint es offensichtlich, dass dies der Fall ist.<br />

Tatsächlich sind EU-Emissionen von 2007 auf 2008 um 6 % gesunken –<br />

in Spanien, eines der am stärksten von der Rezession betroffenen Länder,<br />

gar um 12,9 %. 144 Das heißt nicht, dass ein unkontrolliertes Zusammenbrechen<br />

der Weltwirtschaft, mit all den sozialen Verwerfungen, die<br />

dies mit sich bringen würde, wünschenswert wäre – nur, dass jeder Versuch,<br />

die Biokrise zu lösen, nicht ohne einen Abkehr vom Wachstumsimperativ<br />

auskommt. Mit Konzepten, wie eine derartige Abkehr aussehen<br />

könnte, beschäftigen wir uns weiter unten. Klar sollte aber geworden<br />

sein, dass jeder Versuch, kapitalistisches Wachstum wieder in Gang<br />

zu bringen – mithin auch der GND –, im direkten Widerspruch zur Lösung<br />

der Biokrise steht. 145<br />

BefürworterInnen eines begrünten <strong>Kapitalismus</strong> wenden an dieser Stelle<br />

ein, dass dieser Zusammenhang zwar historisch bestehe, dass es bei<br />

der grünen Modernisierung aber gerade darum gehe, einen <strong>Kapitalismus</strong><br />

zu bauen, dessen ökonomisches Wachstum nicht die Umwelt belastet.<br />

Stichworte: Nachhaltigkeit/qualitatives Wachstum. 146 Auch hier<br />

gibt es wieder Gegenargumente, sowohl historische als auch theoretische.<br />

Historisch ist klar: 250 Jahre real existierender <strong>Kapitalismus</strong> sind<br />

bisher immer im Umweltraum expansiv gewesen, während nur Krisen<br />

des <strong>Kapitalismus</strong> zumindest kurzfristig seine ökologischen Zerstörungskräfte<br />

gebändigt haben. Dies ist nicht überraschend: Der Prozess<br />

der Kapitalakkumulation, in marxscher Begrifflichkeit der Prozess, in<br />

dem Geld (G) in die Produktion von Waren (W) investiert wird, damit<br />

144 http://euobserver.com/885/27913. Sicherlich lässt sich über die Zahlen streiten und<br />

die perfekte Passgenauigkeit der beiden Ziffern im ersten Beispiel überbetont vermutlich<br />

den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Emissionen. Der<br />

Zusammenhang selbst steht aber außer Zweifel.<br />

145 Kritische Vertreter eines GND wie Wolfgang Sachs vom Wuppertal Institut für Klima,<br />

Umwelt, Energie geben zu, dass hier eine Blindstelle einer »lebensdienlichen Marktwirtschaft«<br />

besteht: »Wer das Wachstumskapitel in unseren Buch liest, wird feststellen,<br />

dass sich dort mehr Fragen als Gewissheiten finden. Vielleicht ist es uns kunstvoll<br />

gelungen, dies zu verschleiern … Auf diese Fragen haben wir keine Antwort.«(Sachs<br />

2009, 148; vgl. die Debatte um den GND in luXemburg, 1.Jg, 2009, Heft 1)<br />

146 Vgl. die Debatte um Wachstum in luXemburg, 1.Jg, 2009, Heft 2.<br />

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