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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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KLIMASCHUTZ KEIN<br />

EIGENSTÄNDIGES<br />

INTERESSE VON STAATEN<br />

befürchten« (Auer 2008b, 9). 137 Die Kalkulationen der Unternehmen<br />

mit kostengünstiger Umweltverschmutzung führen jedoch nicht zu einem<br />

Zweifel an der propagierten Harmonie von Ökologie und Ökonomie<br />

und auch nicht zu einer Kritik der betriebswirtschaftlichen Kalkulation<br />

und dem darunterliegenden Rentabilitätszwang, sondern gelten als<br />

ein von der Politik zu berücksichtigendes Interesse.<br />

Der deutsche Industrieverband BDI mahnt die deutsche Politik, dass<br />

Deutschland »allein das Klima nicht retten kann« und plädiert dafür,<br />

das Kyoto-Protokoll nach 2012 »nur fortzuschreiben, wenn alle großen<br />

Emittenten ›an Bord‹ kommen« (BDI 2005, 6), wenn also alle großen<br />

Staaten sich zur Übernahme von Klimaschutzkosten bereiterklären. Derartige<br />

Forderungen zeigen, dass es ein globales und staatenübergreifendes<br />

Interesse an intakter Umwelt nicht gibt – man stelle sich einen Feuerwehrmann<br />

vor, der dem Löscheinsatz fern bleibt mit dem Argument,<br />

er allein könne den Brand nicht löschen.<br />

Mit der Warnung vor Leakage-Effekten wird eine Abhängigkeit von der<br />

Politik anderer Länder ausgedrückt, die die eigenen Bemühungen zum<br />

Klimaschutz konterkarieren können.<br />

Diese Abhängigkeit stiftet jedoch keine allseitige Gemeinsamkeit der<br />

kapitalistischen Standorte. Sie konstituiert vielmehr ein negatives aufeinander<br />

Angewiesensein als Konkurrenten.<br />

»Negativ«, da das Ziel eines Standortes nicht im Wohl der anderen<br />

Standorte liegt. Umgekehrt braucht ein Standort die anderen, um Schaden<br />

von sich zu halten und um sie als Mittel des eigenen Wachstums zu<br />

bewahren.<br />

Der Nutzen des einen Landes fällt in der Konkurrenz nicht zusammen<br />

mit dem Nutzen des anderen. Und der Schaden auch nicht. Das Ziel eines<br />

globalen Klimaschutzes stiftet daher nur eine sehr bedingte Einigkeit<br />

der Konkurrenten, da mit ihm die Bedingungen der Konkurrenz,<br />

also der gegenseitigen Benutzung aufrechterhalten werden sollen. Um<br />

dies zu erreichen, müssten die Nationen ihre Konkurrenz gegeneinan-<br />

137 Die Warnung vor »negativen Folgen für den Arbeitsmarkt« entspringt nicht einer Sorge<br />

um das Wohlbefinden der abhängig Beschäftigten. Arbeitsplatzabbau wird stets akzeptiert,<br />

wenn er dem Wachstum dient. Mit »Arbeitsplätzen« sind immer nur jene<br />

Jobs gemeint, die den Gewinn des Unternehmens befördern. »Mehr Arbeitsplätze«<br />

ist daher ein Synonym für kapitalistisches Wachstum. Die Warnung vor negativen<br />

Folgen für den Arbeitsmarkt entspricht mithin der Warnung vor einer Schädigung<br />

der nationalen Unternehmensbilanzen durch »Profit Leakage«.<br />

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