Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ERWÄRMUNG BEDROHT<br />
POLITISCHE STABILITÄT<br />
<br />
<br />
Neben dem Wachstum bedroht der Klimawandel die Stabilität des politischen<br />
Systems. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale<br />
Umweltveränderungen (WGBU 2007) und andere Untersuchungen<br />
(Tänzler u. a. 2007, EU-Kommission 2008b, Wallace 2009) weisen<br />
explizit auf die politischen Risiken des Klimawandels hin, die sich einerseits<br />
mit den ökonomischen Kosten überschneiden, teilweise aber auch<br />
als eigene politische Kosten auftreten. Sollte nicht entschieden gegengesteuert<br />
werden, so erwartet der WGBU Dürren, Wasserknappheit, Verlust<br />
landwirtschaftlicher Nutzfläche – kurz mehr Hunger, Durst, Armut,<br />
Verelendung in den armen Ländern. Für die Regierungen der Industrieländer<br />
stellt sich diese Verelendung von Millionen Menschen als Beeinträchtigung<br />
ihrer Kontrolle über das globale Staaten- und Wirtschaftssystem<br />
dar.<br />
Die Folgen des Klimawandels könnten laut WGBU in den kommenden<br />
Jahrzehnten die »Anpassungsfähigkeit vieler Gesellschaften überfordern«.<br />
Daraus könnten »Gewalt und Destabilisierung erwachsen, die<br />
die nationale und internationale Sicherheit in einem bisher unbekannten<br />
Ausmaß bedrohen« (WGBU 2007, 1). Konfliktkonstellationen entstehen<br />
aus dem Streit um verminderte Süßwasserressourcen, aus einem<br />
klimabedingten Rückgang der Nahrungsmittelproduktion, der Zunahme<br />
von Sturm- und Flutkatastrophen und durch umweltbedingte Migration<br />
als Folge von Dürren, Bodendegradation und steigender Wasserknappheit.<br />
Betroffen wären vor allem sogenannte Entwicklungsländer.<br />
Stern: »Die Auswir-kungen des Klimawandels sind nicht gleichmäßig verteilt<br />
– die ärmsten Länder und Menschen werden am frühesten und am<br />
meisten leiden.« 32<br />
32 Die »ärmsten Länder« werden von Stern als Opfer des Klimawandels dargestellt. Gründe<br />
hierfür sind – neben ihrer geografischen Lage – ihre »starke Abhängigkeit von der<br />
Landwirtschaft«, »unzureichende Gesundheitsversorgung«, »öffentliche Dienste von<br />
geringer Qualität«, mangelnde Schutzmaßnahmen (Deiche, Bewässerungsanlagen,<br />
etc.) sowie »geringe Einkommen«. Diese Gründe legen den Schluss nahe, dass die armen<br />
Länder nicht Opfer eines CO2-bedingten Treibhauseffektes sind, sondern vielmehr<br />
ihre Abhängigkeit von der Natur eine Form der Armut ist. Diese Abhängigkeit<br />
jedoch ist nicht ein Ergebnis des Wetters, sondern resultiert zu einem großen Teil aus<br />
dem globalen Wirtschaftssystem, in das die armen Länder vor allem durch ihre natürlichen<br />
Ressourcen (Rohstoffe, Agrargüter, tourismusfreundliches Klima) integriert<br />
sind.<br />
39