Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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In den kommenden Jahren werden die erneuerbaren Energien in der<br />
Volksrepublik mit 300 Milliarden Dollar staatlich gefördert. Der deutschen<br />
Branche hingegen steht eine »Pleitewelle« bevor. 88 Zur Rettung<br />
der deutschen Öko-Industrie, so die Unternehmensberatung Roland<br />
Berger, müsse die Bundesregierung die Forschungsausgaben erhöhen,<br />
sein öffentliches Auftragswesen in Richtung Öko-Förderung reformieren,<br />
»grüne« Ausbildungsgänge schaffen, öffentliche Investitionen erhöhen,<br />
die Infrastruktur der Branche ausbauen, den Export von Greentech<br />
über Kreditgarantien fördern, die Struktur der Öko-Branche reformieren<br />
– von vielen kleinen zersplitterten Unternehmen hin zu großen<br />
Einheiten und Netzwerken – und so weiter.<br />
Was für das Klima eigentlich eine erfreuliche Nachricht ist – weltweit<br />
boomt die Öko-Industrie und verbreitet klimafreundliche Technologie –<br />
wird in Deutschland als Gefahr gesehen.<br />
Denn die Erträge des Klimaschutzes sollen in Deutschland anfallen,<br />
nicht in anderen Staaten. Dies will die deutsche Politik unbedingt verhindern.<br />
Auf der IAA im September 2009 bezeichnete Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel beispielsweise die Weltmarktführerschaft bei Elektro-<br />
Autos als «nationales Anliegen«: »Wenn asiatische Märkte diese Führungsrolle<br />
übernehmen und wir die Hoheit über die Normierungen verlieren,<br />
dann gehen uns Märkte verloren« (Berliner Zeitung 18. 9. 2009).<br />
Damit wird klargestellt: Der deutsche Klimaschutz basiert auf der Ausfuhr<br />
und Marktanteilen im Ausland. Anders war er nie geplant. Bereits<br />
vor Jahren wies der Industrieverband BDI darauf hin, dass »der Umfang<br />
der in Deutschland kosteneffizient erreichbaren Emissionsminderungen<br />
aufgrund des erreichten sehr hohen Effizienzniveaus kontinuierlich<br />
abnimmt. Die deutsche Industrie sollte deshalb noch stärker als bisher<br />
die Weltmärkte ins Auge fassen« (BDI 2005, 4). Wie stark der deutsche<br />
Klimaschutz auf Export abzielt, verdeutlicht das Erneuerbare Energien<br />
Gesetz (EEG) und die Bemühungen um seinen Export.<br />
88 Die deutschen Solarproduzenten machen sich daher auf einmal Sorgen um die Umwelt<br />
und die Lebensbedingungen der chinesischen Arbeiter: Vertreter der Branche fordern<br />
Schutzmaßnahmen gegen Importe aus China, da dort bei der Produktion Umwelt-<br />
und Sozialstandards nicht eingehalten würden. Es »fällt natürlich auf, dass die<br />
Diskussion um Qualitäts-, Umwelt- und Sozialstandards zeitgleich mit den Dumpingvorwürfen<br />
in Gang kommt« (Photon September 2009).<br />
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