Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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on« (Allianz 2007) mit sich bringen würde – mit anderen Worten, neue<br />
Akkumulationsräume schaffen; drittens, angesichts des strukturellen<br />
Nachfragedefizits in der Weltwirtschaft die Nachfrage sicherstellen, wie<br />
in der BRD schon durch Einspeisetarife für erneuerbare Energien geregelt.<br />
Für den Fall, dass dies sehr positiv klingt, muss aber daran erinnert<br />
werden, dass all dies nur »die Wirtschaft« retten könnte, wenn es sich<br />
nicht auf relativ marginale Aktivitäten wie das Windrad nebenan oder<br />
ein bisschen organischen Ackerbau beziehen. Vielmehr muss es sich<br />
um Aktivitäten von gigantischem Ausmaß handeln, weshalb Investitionen<br />
in vermeintlich »grüne« Autos – Elektroautos, deren Strom immer<br />
noch mit Öl oder Kohle produziert wird –, vermeintlich »saubere« Kohle,<br />
denn Kohlenstoffsequestrierung wird massiv unterstützt werden – und<br />
vermeintlich sichere Atomkraft deutlich interessanter sind.<br />
Neben den »grünen Sprossen«, die sich innerhalb einiger Staatsapparate<br />
zeigen, lässt sich derzeit auch die, sicherlich langsame, Entstehung<br />
»grüner« Kapitalfraktionen beobachten. Zwar steht diese Entwicklung<br />
noch am Anfang, aber einige Umrisse lassen sich doch erkennen. Erstens,<br />
es ist wahrscheinlich, dass – es sei denn, wir erleben ihre bisher unerwartete<br />
Entmachtung im Rahmen der Wirtschaftskrise – die im Neoliberalismus<br />
dominanten finanzkapitalistischen Akteure (Banken, Ratingagenturen,<br />
Versicherungen, Investoren, Hedgefonds, u.s.w.) weiterhin<br />
eine wichtige Rolle spielen werden. Schon jetzt wird an den Finanzmärkten<br />
darauf gesetzt, dass die staatliche Regulation von Treibhausgasen<br />
(vor allem durch die massive Ausweitung von Emissionshandelssystemen)<br />
dazu führen wird, die momentan noch darnieder liegenden Finanzmärkte<br />
zu revitalisieren. Manche sprechen schon vom Emissionshandel<br />
als dem »neuen Subprime« (Friends of the Earth US 2009), und<br />
man erwartet bis 2020 einen Markt für Emissionsrechte, der bis zu 3<br />
Billionen US-Dollar groß werden könnte – aus der Perspektive überakkumulierten<br />
Finanzkapitals entspricht dies genau dem, was der Doktor<br />
verschrieben hat. Eine zweite Gruppe innerhalb des Blocks werden<br />
die ehemaligen IT-Revolutionäre in Silicon Valley sein, die nun auf eine<br />
neue technologische Revolution hoffen, diesmal »eine, die auf photovoltaischen<br />
Solarzellen beruht, auf Quellen von Biotreibstoffen wie z. B. Algen,<br />
und auf der Nutzung von Informationstechnologie zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz« (FT 15. 1. 2009). Drittens werden Energiekonzerne<br />
mit Sicherheit einen der zentralen Sektoren ausmachen – denn die von<br />
ihnen verkaufte Ware ist zwar nicht sonderlich grün, aber auf jeden Fall<br />
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