Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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lungsmechanismus nicht. Auch der Emissionshandel überwindet nicht<br />
den Gegensatz von Akkumulation und Klimaschutz, der darin besteht,<br />
dass die kapitalistischen Standorte die Atmosphäre als eine kostengünstige<br />
natürliche Abgasdeponie und das Wetter als einen globalen Verdünnungs-<br />
und Verteilungsmechanismus einkalkuliert haben. Dieser Gegensatz<br />
ist vielmehr Ausgangspunkt des Emissionshandels – Unternehmen<br />
und Staaten sollen zu etwas animiert werden, was sie von sich<br />
aus nicht wollen. Mit dem Emissionshandel ist nicht das Klima gerettet,<br />
sondern schaffen sich die Staaten nur eine gemeinsame Verhandlungsgrundlage<br />
für die CO2-Reduktion, also für das »Ringen« um die Nutzung<br />
der globalen Naturressourcen.<br />
In diesem politischen Prozess bricht sich der Gegensatz von Klimaschutz<br />
und Akkumulation, also das kapitalistische Interesse an Luftverschmutzung,<br />
überall Bahn. 109 Zwar existieren beispielsweise in Europa<br />
nun tatsächlich Grenzwerte für die Unternehmen. Doch können diese<br />
ihre Emissionen kleinrechnen 110 oder die Einhaltung der Grenzwerte<br />
umgehen, indem sie in Nicht-Kyoto-Staaten oder in Staaten ohne CO2-<br />
Minderungsverpflichtung auswandern. Die Politik ist mithin mit dem<br />
Widerspruch konfrontiert, einerseits den Klimawandel aus Kostengründen<br />
zu bremsen, andererseits den Klimaschutz nicht zu ihrem Konkurrenznachteil<br />
werden zu lassen. Sie will die Wachstumsquellen im Land<br />
halten. Das unternehmerische Interesse an möglichst kostengünstiger<br />
Entsorgung der gasförmigen Abfälle der Produktion wird also auf<br />
die staatliche Ebene gehoben und mündet dort in den Streit um möglichst<br />
umfangreiche nationale Rechte zur THG-Emission. Selbst Freunde<br />
»marktwirtschaftlicher Mechanismen« konzedieren das »Problem,<br />
wie man sich auf die Emissionsmengen der einzelnen Staaten einigt«. 111<br />
Jeder Staat kämpft für sich also nicht um eine möglichst eingeschränkte,<br />
sondern um eine möglichst umfangreiche CO2-Emissionserlaubnis,<br />
damit der Preis für CO2-Zertifikate die nationale Produktion nicht schä-<br />
109 Wie wenig harmonisch Wirtschaft und Klimaschutz zusammenpassen, belegt auch<br />
die Studie von Bosetti u. a. 2008: Die Autoren vergleichen verschiedene Klimaschutz-<br />
Architekturen, ihre Effektivität für den Klimaschutz und ihre ökonomische Effizienz.<br />
Sie kommen zu dem Schluss, dass die klimaschonendste Architektur gleichzeitig die<br />
ökonomisch unattraktivste ist und umgekehrt. »There is therefore evidence of a perfect<br />
trade-off between environmental effectiveness and economic efficiency« (S. 20).<br />
110 »Pandemic cheating has been highlighted as the Achilles’ heel of cap-and-trade approaches«,<br />
so das Fazit der UN (zit. nach Altvater 2008a).<br />
111 Carl Christian von Weizsäcker: Rationale Klimapolitik. FAZ 2. 1. 2009<br />
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