Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Aus der produktiven, wenngleich nicht immer einfachen, Kombination<br />
kritischer NGOs und aktivistischer Netzwerke entstand eine neue politische<br />
Plattform – das Netzwerk Climate Justice Action (CJA). CJA hat sowohl<br />
eine antagonistische Position gegenüber dem UN-Klimaprozess –<br />
dessen »falsche Lösungen« werden abgelehnt, und es wird klar gemacht,<br />
dass von den Verhandlungen in Kopenhagen keine Lösung der Klimakrise<br />
erwartet wird 165 – als auch eine kollektive antagonistische Praxis, das<br />
Netzwerk organisiert für den Beginn der »ministerialen« Phase der Verhandlungen<br />
eine Aktion, in der tausende AktivistInnen den Gipfel für<br />
einen Tag übernehmen wollen, um dort und darüber hinaus ihre Agenda<br />
der Klimagerechtigkeit laut und deutlich hörbar zu machen.<br />
Damit soll der Gipfel in Kopenhagen, der fast auf den Tag genau zehn<br />
Jahre nach den einschneidenden Protesten gegen die Welthandelsorganisation<br />
in Seattle stattfindet, eine ähnlich katalysierende Wirkung auf<br />
die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten: Vor den Protesten in Seattle<br />
gab es zwar an vielen Orten der Welt antineoliberale Proteste und Bewegungen,<br />
diese sahen sich aber zumeist nicht als Teil einer globalen<br />
Bewegung, sondern kämpften vereinzelt und oft verzweifelt gegen die<br />
übermächtig wirkende Schwere des 1989 ausgerufenen »Endes der Geschichte«<br />
(Fukuyama 1989). In Seattle kamen all diese verschiedenen<br />
Bewegungen in ihrer Verschiedenheit zusammen, obwohl es im Vorfeld<br />
und in den Straßen von Seattle selbst massive Auseinandersetzungen<br />
zwischen verschiedenen politischen Positionen gab, sprechen viele<br />
doch im Nachhinein davon, dass Seattle die »coming-out Party« (Klein<br />
2004, 219) der globalisierungskritischen Bewegung war. Es war die Intensität<br />
der antagonistischen kollektiven Aktion und die plötzliche massenmediale<br />
Aufmerksamkeit, die den Protesten nun zuteil wurden, welche<br />
eine Bewegung schufen, wo zuvor keine war. Wer also von einer<br />
nicht-antagonistischen politischen Position ausgeht und dann lamentiert,<br />
dass es keinen Akteur auf der Linken gibt, der wirklich etwas bewegen<br />
könnte, der vergisst, dass erst die Markierung einer ernstzunehmenden<br />
Gegenposition und Gegenpraxis zur Formierung einer Bewegung<br />
führen kann. Was wir brauchen ist ein Bruch, ein Neuanfang, eine<br />
wirkliche Klimabewegung, die sich nicht vor Aktionen auch zivilen Ungehorsams<br />
scheut.<br />
165 Vgl. die Website des Netzwerkes, www.climate-justice-action.org<br />
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