Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Klimagerechtigkeit<br />
Oben schon eingeführt, hat der Begriff »Klimagerechtigkeit« ungefähr<br />
so viele Bedeutungen, wie es Gruppen, Netzwerke und Bewegungen<br />
gibt, die ihn benutzen. Bei CJA oder CJN! dominiert ein Verständnis,<br />
das den Begriff auf mehrere »Richtungsforderungen« (Trott 2007) herunterbricht,<br />
die sowohl direkt an den Ursachen des Klimawandels ansetzen<br />
als auch an der Frage der Umverteilung gesellschaftlicher Macht<br />
in und durch gesellschaftliche Kämpfe, und hinter denen sich vielfältige<br />
Bewegungen und Organisationen sammeln können.<br />
Zentrale Aspekte in dieser Konzeption von Klimagerechtigkeit sind: fossile<br />
Ressourcen im Boden zu lassen; ökologische Schulden des Nordens<br />
an den Süden anzuerkennen und Reparationen zu leisten; der Kampf für<br />
Energie-, Ressourcen- und Ernährungssouveränität; und die Reduktion von<br />
Überkonsumtion und Überproduktion, vor allem im globalen Norden. 166<br />
Wenn der Begriff aber in der deutschsprachigen Debatte benutzt wird,<br />
klingt er oft mehr nach einem Konzept, das von außen an die Bewegungen<br />
herangetragen werden muss: »Mit dem Konzept der ›Klimagerechtigkeit‹<br />
wird ganz allgemein die Lösung der Klimakrise verstanden,<br />
bei der die Lasten und Kosten dieser Politik gerecht verteilt werden...<br />
Die zentrale Frage lautet: Wie kann die Bürde der Emissionsreduktionen<br />
und der erforderlichen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel<br />
›gerecht‹ verteilt werden?« (Brunnengräber/Dietz 2007, 104) Santarius<br />
(2008, 126) vom Wuppertal Institut sieht im Begriff gar die Suche<br />
nach »rationalen Kriterien für einen Verteilungsschlüssel« von Emissionsrechten.<br />
Die Frage, um wessen Rationalität es sich hier handeln sollte,<br />
wird in dieser Formulierung des Konzeptes ignoriert.<br />
Ohne in Anspruch nehmen zu wollen, auf diese Art und Weise irgendeine<br />
»richtige« Bedeutung zutage zu fördern, so ist es doch angesichts der Vielschichtigkeit<br />
des Begriffes nützlich, sich seine Geschichte zu verdeutlichen.<br />
Für soziale Bewegungen im globalen Süden (nicht geografisch, sondern<br />
im Sinne sozialer Beziehungen gedacht – das heißt auch zum Beispiel<br />
Indigenen- und Black-Power-Bewegungen in den USA mitdenkend) war<br />
schon immer klar, dass ökologische Fragen auch Fragen gesellschaftlicher<br />
Macht und Gerechtigkeit sind.<br />
166 Vgl. www.climate-justice-action.org; www.carbontradewatch.org/index.php?option=com_content&task=view&id=227&Itemid=95.<br />
194<br />
GESCHICHTE<br />
DES BEGRIFFS