Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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»Es ist davon auszugehen, dass die Preise, besonders in den kommenden<br />
ein bis zwei Jahren, sehr sprunghaft bleiben. Eine Verschärfung der momentanen<br />
Finanzkrise würde höchstwahrscheinlich die wirtschaftliche<br />
Aktivität und daher die Ölnachfrage verringern, was die Preise nach unten<br />
drücken würde. Für die Zeit nach 2015 nehmen wir an, dass von steigenden<br />
Grenzkosten der Ölversorgung bis zum Ende des Projektionszeitraums<br />
Preisauftriebstendenzen ausgehen werden« (IEA 2008b, 6). 150<br />
Der Energiepreis ist natürlich nicht die einzige relevante Variable: Mittlerweile<br />
fast schon vergessen, waren die Preise für Grundnahrungsmittel<br />
im Jahre 2008 immer wieder ein Thema in den Medien, ihrer Entwicklung<br />
wurde sogar Krisenstatus zugesprochen. Was können wir eingedenk<br />
der oben genannten Einschränkungen über die zukünftige Entwicklung<br />
dieser für die gesellschaftliche Reproduktion absolut zentralen<br />
Größe sagen? Ein Ende 2008 veröffentlichter Bericht der UN-Welternährungsorganisation<br />
FAO (Food and Agricultural Organisation) argumentiert,<br />
dass die derzeitige Weltwirtschaftskrise, in Kombination mit<br />
weiterhin hohen Kosten von Produktionsmitteln wie Treibstoff oder<br />
Dünger, kurzfristig eine erneute Nahrungsmittelkrise zur Folge haben<br />
könnte, während auf längere Sicht alle diejenigen Faktoren, die zur Krise<br />
2007–2008 führten, den weiteren Anstieg der Preise für Nahrungsmittel<br />
begünstigen (FT 7. 11. 2008). Obwohl es im Bezug auf die Frage der<br />
relativen Gewichtung der einzelnen Faktoren niemals einen Konsens<br />
gab, 151 so wurden in der Diskussion doch zumeist die folgenden Einflüsse<br />
genannt: erstens, die Ausweitung der Produktion von Agrotreibstoffen,<br />
die dazu führte, dass a) Land, das unter anderen Umständen zur<br />
Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stände, nun zur Produktion<br />
von Treibstoff benutzt wird; und b) (in geringerem Ausmaß) Nahrungsmittel<br />
(z. B. Mais) direkt zur Produktion von Treibstoff genutzt werden.<br />
Obwohl die Agrotreibstoff-Offensive mittlerweile etwas ins Stocken geraten<br />
ist, so werden das Verlangen des globalen Nordens nach »Energiesicherheit«<br />
sowie der mittel- und langfristig hohe Ölpreis vermutlich<br />
150 Übersetzung von www.worldenergyoutlook.org/docs/weo2008/WEO2008_es_german.pdf<br />
151 Es ist tatsächlich äußerst schwer, überzeugende Zahlen zu dieser Frage zu finden.<br />
Während die US-Regierung zum Beispiel angab, dass die Produktion von Agrotreibstoffen<br />
nur 3 % zum Preisschock im Jahre 2008 beitrug, bezifferte die Weltbank diese<br />
Größe auf 75 % (vgl. Guardian 4. 7. 2008).<br />
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