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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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land akquirieren. 113 In ihren Projektionen setzen die chinesischen Projektentwickler<br />

daher nicht die realistisch zu erwartende, sondern eine<br />

extrem geringe Stromproduktion der Windkraftanlage an. Damit erzielt<br />

die Anlage auf dem Papier eine extrem niedrige Rendite, die den Bau<br />

nicht rechtfertigt. Die Windräder würden also nicht installiert. Inklusive<br />

der CDM-Investitionen von RWE jedoch erhöht sich die Rendite der<br />

Anlage, da der Kapitalvorschuss Chinas gesunken ist um den Betrag,<br />

den RWE zuschießt. Das Windkraftprojekt erhält damit die Auszeichnung<br />

»zusätzlich«, da es ohne die CDM-Gelder ja nicht gebaut worden<br />

wäre. Alle Beteiligten sind zufrieden: China bekommt Gelder von RWE<br />

zum Bau des Windkraftwerks, RWE kann durch diese Investition seine<br />

CO2-Emissionen daheim erhöhen. Nur das Klima leidet. Denn RWE<br />

darf mehr Kohlendioxid ausstoßen, obwohl das Windkraftwerk in China<br />

auch ohne CDM-Gelder gebaut worden wäre. 114<br />

Fließt das CDM-Geld dann auch noch in große Staudammprojekte oder<br />

Aufforstungsprojekte in Form von Monokulturen, so finanziert es Vertreibung<br />

und neue Konflikte. »Die Ausweitung und Fortführung des<br />

CDM unter den gegebenen Umständen nützt weder dem Klima noch<br />

den Bevölkerungsgruppen, die weltweit aufgrund ungleicher Verteilungsmechanismen<br />

und politischer Machtasymmetrien von den Folgen<br />

des Klimawandels besonders betroffen sind. Umgekehrt trägt das Instrument<br />

aber dazu bei, das Wachstumsmodell des Nordens zu stützen«<br />

(Brunnengräber u. a. 2008, 47). Wenig verwunderlich, dass die deutsche<br />

Wirtschaft hinter dem CDM steht. Laut dem arbeitgebernahen Institut<br />

der deutschen Wirtschaft entstehen den beteiligten Unternehmen zwar<br />

zusätzliche Klimaschutzkosten durch die laufenden CDM-Investitionen<br />

in Entwicklungsländern. Doch bringe ihnen ihr Engagement auch<br />

Emissionsgutschriften im Wert von rund 5 Milliarden Euro ein. »Unterm<br />

Strich bleibt den Firmen ein jährliches Plus von bis zu einer Milli-<br />

113 China hat über 50 % seiner Windprojekte mit Hilfe von CDM-Maßnahmen realisieren<br />

können. Im Mai 2008 waren 191 CDM-Projekte mit einer Gesamtkapazität von<br />

9934 MW in der Planung, von denen mehr als 150 bereits eine Genehmigung erhalten<br />

haben (HSH Nordbank 2008). Das war auch ein gutes Geschäft für deutsche<br />

Windkraftanlagenbauer.<br />

114 Selbst wenn das Zusätzlichkeitskriterium immer eingehalten wird, enthält der CDM<br />

einen Geburtsfehler. Denn er belohnt gerade solche Entwicklungsländer, die dem Klimaschutz<br />

geringe Priorität einräumen: Je geringer die staatliche Klimaschutzförderung<br />

in einem Land, umso eher ist das Zusätzlichkeitskriterium erfüllt. Der CDM belohnt<br />

damit Staaten mit laxer Umweltgesetzgebung und besonders klimaschädigender Produktionsstruktur<br />

(Witt/Moritz 2008, 101).<br />

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