Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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REGENWALDRODUNG<br />
FÜR KLIMASCHUTZ<br />
taik 94 %. Folge der höheren Zinsen und damit der höheren Kapitalkosten<br />
ist, dass sich der Weg zur Erreichung der Klimaschutzziele verlängert.<br />
— Im Jahr 2008 hat sich gezeigt, wie riskant es ist, beim Klimaschutz<br />
auf die betriebswirtschaftliche Rechnungsweise mit Energieträgern<br />
zu setzen. Denn Preisänderungen schaffen hier ganz neue Konstellationen<br />
– und vermehrten Kohlendioxidausstoß. So führte der steigende<br />
Öl- und Gaspreis 2007 und 2008 weltweit zu einer Renaissance des Klimakillers<br />
Kohle – vor allem in China. Dies ist ein Grund für die stark gestiegenen<br />
CO2-Emissionen.<br />
— Zudem ist bei Ölpreisen von 60 Dollar je Barrel die Kohleverflüssigung<br />
aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht eine interessante Alternative<br />
(Auer 2007a) – Kohleverflüssigung ist extrem umweltschädlich.<br />
Mit den steigenden Preisen für Öl wächst zugleich die Explorationsmenge<br />
von Rohöl – auf einmal wird auch der ökologisch desaströse Abbau<br />
von Ölsanden in Kanada attraktiv.<br />
— Wie gleichgültig der kapitalistischen Kalkulation die Auswirkungen<br />
der Energieproduktion auf die Umwelt sind, lässt sich auch am<br />
Beispiel Agrotreibstoff illustrieren. Zwischen 2000 und 2007 hat sich<br />
die globale Produktion von Ethanol vervierfacht und die von Biodiesel<br />
verzehnfacht – vorgeblich zum Zwecke des Klimaschutzes. Doch ist der<br />
Anbau von Biomasse häufig schädlich für die Natur, schon wegen der<br />
Stickstoff-Düngung. Besonders schlecht ist die CO2-Bilanz, wenn Regenwald<br />
für Agrosprit gerodet wird. »Die Ausweitung von Palmöl-Plantagen<br />
in Indonesien oder von Zuckerrohr-Plantagen in Brasilien gehen<br />
häufig zulasten von tropischen Regenwäldern, die abgeholzt und niedergebrannt<br />
werden, oder von ökologisch wertvollen Feuchtgebieten, die<br />
trocken gelegt werden« (Grewe 2008, 57). Durch Brandrodung entsteht<br />
laut Umweltorganisation The Nature Conservancy mehr als 400 mal so<br />
viel Kohlendioxid, wie mit Hilfe von Palmöl auf derselben Fläche pro<br />
Jahr gespart werden kann (dpa 8. 7. 2008) 98 . Die US-Wissenschaftlerin<br />
Holly Gibbs von der Stanford University in Kalifornien hat in einer Studie<br />
mehr als 600 Satellitenbilder der Jahre 1980 bis 2000 aus den Tropen<br />
ausgewertet. »Das deprimierende Ergebnis: Mehr als die Hälfte der<br />
neu gewonnenen Biosprit-Flächen seien vorher unberührter Regenwald<br />
98 Es ist vor diesem Hintergrund bemerkenswert, dass das Bundesumweltministerium in<br />
seiner Broschüre für Schüler »Woher kommt die dicke Luft?« Biodiesel als klimaneutral<br />
darstellt. www.bmu.de/files/klimaschutz/bildungsservice/klimaschutz/application/<br />
pdf/verursacher.pdf<br />
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