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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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KLIMAWANDEL GILT<br />

ALS GESELLSCHAFTS-<br />

NEUTRAL<br />

Zwar wird der Klimawandel seit einiger Zeit als die größte Herausforderung<br />

der Menschheit deklariert wie auch als gigantische Aufgabe für die<br />

Wirtschaft. Mit dem herrschenden Wirtschaftssystem jedoch, mit <strong>Kapitalismus</strong><br />

hat diese Herausforderung nach Darstellung der meisten Diskussionsparteien<br />

nichts zu tun. Sprich: Die Ursache des Klimawandels<br />

wird (auf gesellschaftlicher Ebene) nicht in der Spezifik der herrschenden<br />

Wirtschafts- bzw. Produktionsweise und ihrer Energieversorgung<br />

gesehen. Stattdessen gilt das Problem als gesellschaftsneutral.<br />

Gängiger Ausgangspunkt der Analysen ist die Feststellung: »Ein konstanter<br />

Energiefluss ist ... unabdingbares Charakteristikum moderner Ökonomien«<br />

(Tänzler u. a. 2007, 7 ff.). Das heutige »globale Energiesystem«<br />

ist charakterisiert durch eine »starke Abhängigkeit von fossilen Energieträgern«<br />

und »eine beständige Steigerung des weltweiten Energieverbrauchs«,<br />

aus denen vermehrte CO2-Emissionen resultieren. Die globale<br />

Erwärmung habe daher »anthropogene« Ursachen. Der Klimawandel<br />

ist »zuvorderst ein Beispiel dafür, dass menschliche Bedürfnisse zunehmend<br />

im Konflikt mit der Stabilität ökologischer Systeme stehen« (ebd., 77).<br />

Diese Analyse ist in ihrer Abstraktheit fragwürdig. Zwar ist unübersehbar,<br />

dass »Menschen« den Klimawandel (mit-)verursachen und dass das<br />

auch etwas mit »Wirtschaft« zu tun hat. Unterschlagen wird jedoch,<br />

dass die aktuellen Produktions- und Konsumtionsmuster – eben die spezifisch<br />

kapitalistische Kalkulation mit Kosten und Erträgen – für den Klimawandel<br />

ursächlich sind.<br />

— So ist die »starke Abhängigkeit von fossilen Energieträgern«<br />

deren ökonomischen Eigenschaften geschuldet: Ihre heutige Verwendung<br />

ist zwar umweltschädlich, aufgrund ihrer physischen Eigenschaften<br />

aber konkurrenzlos billig. Und das zählt in einer Ökonomie, in der<br />

Ausgaben Investitionen sein müssen, die sich rentieren, also einen<br />

Überschuss über ihren Vorschuss bringen. Jede »saubere« Energieform<br />

hat sich an diesem Kriterium zu bewähren.<br />

— Zudem ist es kein Geheimnis, dass Umweltschädigungen wie<br />

die extensive CO2-Emission aus der Nutzung der Natur als billige Schadstoffdeponie<br />

folgen. Dies ist keine Folge »menschlicher Bedürfnisse«<br />

oder schlicht »des Wirtschaftens«, sondern ein Resultat der Kalkulation<br />

mit den umweltschädigenden Resultaten kapitalistischer Produktion als<br />

Kostenfaktoren, die im Betriebsinteresse zu minimieren sind. Das politische<br />

Bemühen darum, der Atmosphäre über Emissionszertifikate einen<br />

ökonomischen Wert zu geben, verweist auf die Tatsache, dass eine intakte<br />

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